Reinhard Prahl korrigiert mit dieser Ergänzung die Berechnung zur Bearbeitungszeit eines Steinsarkophags aus seinem Artikel ‚Experimentalägyptologische Hartgesteinbearbeitung.
zur Diskussion gestellt …
Korrektur der Berechnung zur Bearbeitungszeit
Bei der Verwendung der Zahlenwerte in ‚Experimentalägyptologische Hartgesteinbearbeitung‘ ist mir ein Fehler unterlaufen. Die Berechnung zur Dauer der Aushöhlung eines Sarkophages mittels Drillbohrverfahren – wie von Denys A. Stocks beschrieben – ging ich von einem Kupferrohr mit einem Durchmesser von 2,8 cm aus. Bei einem Bohrer mit einem Aufsatz dieses Durchmessers sei in 20 Stunden ein 6 cm tiefes Loch gebohrt worden. [1] Der Wert 2,8 cm wurde von Rainer Lorenz in seinem Artikel zur Hartgesteinbearbeitung in ‚Mysteria3000‘ – allerdings in einem anderen Zusammenhang – angegeben. [2]
Obwohl ich die entsprechenden Artikel von Denys Stocks (in: ‚Antiquity‘) und Herrn Richter (in: Sokar) gelesen habe [3], hatte ich den Wert 2,8 cm bei der Beschreibung der Kernbohrungen von Stocks im Kopf. Tatsächlich verwendete der Experimentalarchäologe nicht einen Bohrkopf mit 2,8 cm Durchmesser, sondern einen Bohrkopf mit einem Durchmesser von 8 cm, mit dem er in 20 Std. ein 6 cm tiefes Loch bohrte. Denys A. Stocks beschreibt dies in seinem Aufsatz ‚Testing ancient Egyptian granite-working methods in Aswan, Upper Egypt‘:
„The tubular drilling of a rose granite block required the assembly of the four component parts of the drilling equipment: the flat-ended 8-cm diameter copper tube (Hervh. Reinhard Prahl), the round wooden drill-shaft partly force-fitted into it, the driving bow and rope, an a capstone bearing in which to rotate the upper end of the drill-shaft.“ [4]
Dieser Fehler muss auf ein Missverständnis und eine spätere Unachtsamkeit meinerseits zurückzuführen sein. Ich hatte die Werte falsch in Erinnerung und auch beim Korrekturlesen ist dieses Versehen nicht mehr aufgefallen. Der Dank dafür gilt Rainer Lorenz der die Mysteria3000-Redaktion und somit auch mich freundlicherweise auf einen Fehler in meinen Berechnungen hinwies.
Natürlich ändert dieser Wert die Berechnungen zugunsten Denys A. Stocks erheblich. Tatsächlich kann unter dieser Voraussetzung ein Sarkophag der Größe – wie er in der Cheopspyramide zu finden ist – unter diesen Voraussetzungen wesentlich schneller fertiggestellt werden: von einem Bohrteam in etwa 1,07 Jahren. Doch diese Korrektur erklärt nicht die Herstellung von Grabkammern, die aus einem 185 t großen Granitblock herausgearbeitet wurden. Die entspricht in etwa viermal so viel Granit, wie bei einem Sarkophag abzuarbeiten sind.
Trotz dieser Fakten und auch wenn die Berechnungen – die in ‚Experimentelle Hartgesteinbearbeitung‘ zu lesen sind – in sich richtig sind, ist meine Kritik an den Experimentalarchäologen Denys A. Stocks und natürlich auch an Rainer Lorenz zu relativieren. Das Zeitproblem stellt sich unter diesen Umständen längst nicht so gravierend dar, da der Durchmesser des Bohrkopfes 5,2 cm größer ist und somit wesentlich mehr Material in einem Bohrgang abgearbeitet werden konnte.
Ich sehe aber weiterhin keine Veranlassung andere Teile meiner angeführten Kritik zurückzunehmen. Stocks ließ zwar eine „nb“-Hieroglyphe mit den Maßen 15 x 3 cm in Granit ausführen. Dies ist jedoch ein sehr leicht herzustellendes Zeichen, bei dem nicht die Gefahr besteht, dass das verwendete Feuersteinwerkzeug bricht. Bei filigran ausgeführten Arbeiten in Hartgesteinen sind dünnere Werkzeuge notwenig, was – nach Ansicht der von mir befragten Experten – nicht ohne weiteres möglich ist, auch wenn wenn man generell Granit mit Feuerstein bearbeiten kann. [5]

Dies alles kann trotz alledem keine Entschuldigung für den Fehler in meiner Berechnung sein.
Anmerkungen
[1] Prahl 2003, „Experimentalägyptologische Hartgesteinbearbeitung“
[2] Lorenz 2002, S. 29; „Kernbohrungen im alten Ägypten“
[3] Stocks 1993; Stocks 2001; Richter 2001; Richter 2002
[4] Stocks 2001, S. 91/92
Abbildungen
[1] Reinhard Prahl
Literatur
Lorenz, Rainer (2002): „Kernbohrungen im alten Ägypten“, in: Mysteria3000 – 4/2002, S. 15-34
Prahl, Reinhard (2003): „Experimentalägyptologische Hartgesteinbearbeitung“, in: Mysteria3000 – 2/2003
Richter, Klaus (2001): „Auf den Spuren des ‚Hemiutiu'“, in: Sokar Nr. 3, 2001, S. 29ff.
Richter, Klaus (2002): „Altägyptische Hartgesteinbearbeitung durch Sägen“, in: Sokar Nr. 4, 2002, S. 30ff.
Stocks, Denys A. (1993): „Making Stone Vessels in Ancient Mesopotamia and Egypt“, in: Antiquity 67, 1993, S. 596-603
Stocks, Denys A. (2001): „Testing ancient Egyptian granite-working methods in Aswan, Upper Egypt“, in: Antiquity 75, 2001, S. 89-94