Aufbauend auf den Annahmen Flinders Petrie wurden in den letzten Jahren zahlreiche alternative Theorien über die Technik hinter den ägyptischen Kernbohrungen formuliert. Rainer Lorenz zeigt dagegen in seinem Artikel, herkömmliche Werkzeuge und Hilfsmittel der Ägypter waren durchaus ausreichend um den Befund an Löchern und Kernen in Ägypten schlüssig zu erklären. U.a. geht Lorenz dabei auch auf die Experimente durch Denys A. Stocks ein, welcher aufgrund altägyptischer Darstellungen und Möglichkeiten eine ganze Reihe praktischer Versuche zum Thema ‚Steinbearbeitung in Ägypten‘ unternommen hat.
Allgemein
Im Alten Ägypten, so wird oft vermutet, gab es Techniken, die uns erst heute wieder zur Verfügung stehen. Dabei wird nicht nur an den Transport großer Steine und die tadellose Bearbeitung der härtesten Gesteinsarten gedacht, sondern man meint damit im besonderen „Kernbohrungen“. Diese werden so genannt, weil die Bohrung eines kreisrunden Lochs mit einem Rohr einen Kern in der Mitte belässt. Kernbohrungen werden heute üblicherweise mit Widia-Bohrern (Widia = (hart) wie Diamant, Mohshärte = 9) durchgeführt, die z.B. – wie in nebenstehender Abbildung – bei Stahlbeton zum Einsatz kommen. Das Gerät ist häufig eine etwas größere Bohrmaschine in einem Gestell, das per Saugnoppen am Boden befestigt wird, oder es ist nicht selten gar nur eine Handbohrmaschine. [1] Für anspruchsvollere Bohrungen, z.B. dort wo Vibrationen vermieden werden müssen, werden hingegen Bohrköpfe mit echten Diamanten verwendet.
Abb. 1: Modernes Kernbohrungsgerät mit Widi-Krone
Solche Kernbohrungen gab es ebenfalls in Ägypten. Sie sind zahlreich in Hartsteingefäßen, Keulenköpfen und im Alten Reich in der Bautechnik, i.d.R. als Verankerungslöcher im Türrahmen (Durchgänge wurden im Alten Reich vorzugsweise in Hartgestein erstellt) und ganz früh in Perlen und Gefäßen. Diese Bohrungen befinden sich in allen Arten von Gestein, sowohl in den weicheren (z.B. Alabaster, Kalkstein) als auch in den härteren (z.B. Granit, Basalt). Im Mittleren Reich und mit der Einführung der etwas härteren Bronze [2] werden Kernbohrungen in der Bautechnik selten.
Die Erfindung des Kupferbohrers im Alten Ägypten, im wesentlichen so wie er von der 5. bis zur 26. Dynastie in Darstellungen und Hieroglyphen zu sehen ist, geht auf die Negade II-Zeit zurück (ab etwa 3500 v.Chr.). Anlaß dürfte die Herstellung von Gefäßen gewesen sein. Die ursprüngliche Erfindung wurde später nur noch in Details verbessert und abgeändert. [3]
Die Ägypter kannten zwei unterschiedliche Ausführungen von Bohrern [4]:
Der snht- oder hmt-Bohrer, ein Kurbelbohrer, der in der Steinbearbeitung eingesetzt wurde. Seine Hieroglyphe wurde zur allgemeinen Bezeichnung für „Handwerk“ (hmt). Nach der überzeugenden Begründung von Baines [5] geschah das wohl dadurch, dass das Erbohren von Steinvasen in früher Zeit eine oder sogar die primäre handwerklich/künstlerische Aufgabe war. Er besteht aus einer Triebstange, einer Kurbel und oben angehängten Gewichten. Einmal konnte die Triebstange unten ein Kupferrohr aufweisen, das unter Zugabe eines Abrasivs die Bohrarbeit verrichtete. Schließlich konnte die Triebstange unten auch eine Gabel aufweisen, die zur Aufnahme von Steinbohrern diente. Solche Steinbohrer, z.B. aus Diorit, hat man u.a. in Hierakonpolis gefunden. [6] Neuere Experimente und Beobachtungen haben gezeigt, dass auch dem Steinbohrer Quarzsand als abrasives Material beigegeben wurde. Die Halterung für diese Steinbohrer ist in die Hieroglyphe des Bohrgeräts eingegangen. Darstellungen eines Bohrers aus dem Grab des Hc-bcw-Skr aus der 4. Dynastie zeigen, dass die Kurbel mit beiden Händen gefaßt werden mußt. [7]
Der htjt-Bohrer, ein Drill- oder Fidelbohrer, der in der Tischlerei und bei der Herstellung von Perlen (auch aus Hartgestein) benutzt wurde. [8] Die Ägyptologie erklärt die Löcher in hartem Gestein seit rund 100 Jahren durch die Verwendung von Kupferrohren mit Quarzsand als Schleifmittel. [9] Die Schreibung von hmwt, „Schleifsand“, erfolgt mit der Hieroglyphe des Bohrers! [10] Was die Bohrlöcher in Bauten betrifft, haben andere Forscher in ihnen Analogien zu modernen Kernbohrungen sehen wollen. [11] Die Erklärung der Ägyptologen wird von ihnen verworfen, ja als unmöglich angesehen. [12] Alternativ sollte demnach der Befund der Bohrungen mit Diamanten, bzw. Edelstein oder Korund-besetzten Bohrschneidern erklärt werden. [13]
Abb. 2: Schreibung rund um das Bohren.
Hier soll jetzt also der Frage nachgegangen werden, welche Lösung der Befund nahelegt. Der Befund ist gut dokumentiert, ausführlich besprochen und vor Ort ziemlich einfach nachprüfbar. Er wird nur durch das (fast) völlige Fehlen jedes Bohrwerkzeugs getrübt. Nach Ansicht Stocks‘ wurden die sicher unansehnlichen und degenerierten Stumpen postwendend verschrottet. [14] Kernbohrungen gibt es in fast allen Tempelanlagen des Alten Reiches, gelegentlich im Mittleren Reich und in Tempelanlagen, die nachweislich aus Steinen des Alten Reiches bestehen, z.B. in Bubastis und Tanis. [15] Kernbohrungen gibt es vor allen Dingen aber auch als alltägliches Mittel zur Bearbeitung der härtesten Gesteinsarten, die nicht direkt eine Bohrung als Ziel haben. Da ist z.B. der Sarkophag aus Rosengranit in der Königskammer der Cheopspyramide. [16] Petrie konnte noch die seitlichen Vertiefungen des Bohrers sehen, die heute schon ‚abgegriffen‘ sind. [17] Stocks konnte den Durchmesser des dort verwendeten Bohreres auf 12,7 cm bestimmen. [18] Ein anderes herausragendes Beispiel ist die berühmte Statue des Königs Chephren im Ägyptischen Museum Kairo, die aus Diorit besteht, der eher zu den härteren Gesteinen zählt. Zwischen den Beinen des Königs sind noch heute überdeutlich die Spuren der Kernbohrung zu erkennen, die für die groben Abarbeitungen verwendet wurden. [19] Man findet Kernbohrungen auch als Halterung für Türbolzen oder als „Gucklöcher“. Kernbohrungen wurden in großem Maßstab auch zur Freilegung großer Steine in Steinbrüchen verwendet. Eine solche Bohrung beschrieb Flinders Petrie bereits 1883:
„At El Bersheh there is a still larger example, where a platform of limestone rock has been dressed down, by cutting it away with tube drills about 18 inches [45 cm!] diameter; the circular grooves occasionally intersecting, prove that it was done merely to remove the rock.“ [20]
Die ursprünglichste und häufigste Anwendung der Kernbohrungstechnik war jedoch zweifelsfrei die Herstellung von Hartsteingefäßen. Der Befund der Löcher entspricht den Bohrungen in Architekturteilen. [21] In beiden Fällen wurden abrasive Methoden und identische Werkzeuge und Materialien verwendet. [22] Aus diesem Umstand ist zunächst sicher zu erkennen, dass Kernbohrungen in Ägypten in sehr hoher Zahl und seit frühester Zeit durchgeführt wurden. [23] Es gab somit ein gesundes Maß an Routine, so dass wir mit einer sehr gut ausgebildeten und erfahrenen Gilde an Bohrfachkräften zu rechnen haben.
Abb. 3: Relativ große Bohrung in einem Block aus Rosengranit in Tanis.
Bohrungen in Hartgestein gibt es in Ägypten und im Sudan bereits im Neolithikum. Anfänglich wurden diese unter Verwendung von Feuerstein erzeugt und dienten z.B. zur Herstellung von Keulenköpfen. [24] Mit Feuerstein, der die Mohshärte 7 aufweist, können härteste Gesteine problemlos bearbeitet werden. [25] In der 3. Dynastie halten Kernbohrungen in die Architektur Einzug. In Sakkara [26] und Meidum [27] fanden sich Bohrungen in weichem Gestein in beträchtlicher Zahl ohne erkennbaren Sinn. [28] Mit der 4. Dynastie und der gewaltigen Architektur dieser Zeit erwachsen neuartige Anforderungen an die Statik im Tempelbau. Im Taltempel des Chephren trifft man erstmals auf eine Dübeltechnik, die Pfeiler und Architrave mit bis zu 25 kg schweren Kupferdübeln mit Schwalbenschwänzen verbindet, die in entsprechende Löcher mit einer Tiefe von 8 cm gezapft wurden. [29] Hölschers Zeichnung eines Pfeilers ist so genau, dass man noch die Bruchstelle des Kerns sehen kann, so dass damit feststeht, dass die Bohrung mit der zu besprechenden Methode durchgeführt wurde. [30] Auch die übliche Anwendung der Kernbohrung in Türkonstruktionen ist erstmals bei Chephren nachweisbar. Sie erfolgte entweder mit Steinbohrern, was durch das rundliche Loch leicht zu ersehen ist, oder durch die hier zu besprechende Methode mit Kupferrohren. [31] Im weiteren Verlauf trifft man Kernbohrungen in den Tempelanlagen der Pyramiden bis zum Ende der 6. Dynastie regelmäßig mit diesem Verwendungszweck an.
Alternative Erklärungen
Die alternativen Deutungen ägyptischer Kernbohrungstechnik gehen prinzipiell auf Flinders Petrie zurück. Erstmals beschrieb er sie in seinem berühmten Buch über die Pyramiden von Giza. Seine Schlussfolgerung, dass die Spuren in den Bohrlöchern an Diamantbohrer erinnern, führte er nicht zu Ende, da der Befund in Sachen Edelsteine dafür keine Wahrscheinlichkeit erbrachte. [32] Alternativ hat er daraus abgeleitet, dass es der Korund sein müsse, der als fixiertes Schneidematerial auf bronzenen (!) Bohrköpfen saß. Noch Jahre später, als Petrie sich mit den Kernbohrungen in seinem wegweisenden Buch über altägyptische Werkzeuge und Waffen auseinander setzte, konnte er sich zu keiner Entscheidung durchringen. [33] Petrie hat im Lauf der Jahre mehrmals widersprüchliche Stellungnahmen abgegeben. [34] Im letzten Statement, das mir von ihm dazu bekannt ist [35], hat er allein noch dem Diamanten die Möglichkeiten eingeräumt.
Erstmals seit Petrie wurde eine alternative Erklärung im Sinne von mit Diamanten besetzten Bohrern wieder von Horst-Detlef Gassmann aufgegriffen, der für einen international tätigen Konzern arbeitet, der für die Herstellung von Bohrwerkzeugen bekannt ist. [36] Die Argumentation des Experimentalphysikers folgt weitgehend der Petries, allerdings ohne Korund, sondern allein mit Diamanten:
„Vor allen Dingen kann ich mir nicht vorstellen, dass man dann solche Rillen sieht. Mit Polierpulver feinster Art kann das nicht funktionieren. Granit ist quarzhaltig. Einen derartigen Stein kann man nicht mit Quarz bohren, denn beide sind gleich hart. Das kann kein Loch geben! Jedenfalls nicht in der Ausführung, wie wir sie in Ägypten sehen. Mit einem Kupferrohr und etwas Schneidematerial allein war das unmöglich zu schaffen.“ [37]
Gassmann schreibt weiterhin, dass die Ägypter das Bearbeitungsverfahren ihrer Löcher geheimgehalten hätten. [38] Das ist allerdings völlig abwegig und durch nichts zu begründen. Ägyptisches Handwerk ist ein Hauptmotiv der Reliefs besonders in Gräbern ab der 5. Dynastie. [39] Alle Bearbeitungsarten von Gestein sind auf diese Weise überliefert, darunter auch Darstellungen des Kernbohrungsverfahrens.
Abb. 4: Moderne Bohrung mit Widia-Krone und abgemasertem, praktisch glattem Kern ohne jede Rille.
Sämtliche alternativen Lösungsvorschläge verzichten auf eine Besprechung des Befundes. Gassmann stellt lediglich fest [40]: „Das gleiche Rillenmuster ergibt sich nämlich ebenfalls auf einem Bohrkern, der mit einer modernen Diamant-Kernbohrmaschine erbohrt wurde.“ Leider verzichtet Gassmann gänzlich auf eine Besprechung sowohl der ägyptischen als auch der modernen Rillenmuster. Eine Widia-Bohrung erzeugt überhaupt keine Rillenmuster. Der Kern ist von oben bis unten erstaunlich eben und höchstens mit einigen kaum wahrnehmbaren Maserungen versehen. Der Rest ist durch die Abmehlung geglättet. Auch die Abbildungen moderner Diamantbohrungen, die Gassmann selbst vorlegt [41], lassen jedenfalls aus dieser Perspektive keine Rillen erkennen, die irgendwie an die ägyptischen Rillen mit ihrer deutlichen Ausprägung erinnern könnten. Stattdessen findet sich dort die von Widia-Bohrungen bekannten Maserungen. Allerdings spricht Gassmann eindeutig von Rillen und für diese verweist er [42] ohne weitere Erklärung über deren Beschaffenheit auf eine Besprechung Petries, wo es heißt [43]: „…part of a side of a drill-hole in diorite, from Gizeh, remarkable for the depth and regularity of the grooves in it.“ Die Gleichsetzung der Charakteristika der Rillen mit modernen Kernbohrungen ist nicht nachvollziehbar. Zur Klärung dieser Fragen muß also zunächst der Befund durchleuchtet werden.
Der Befund
Die ersten Beschreibungen altägyptischer Kernbohrungen gehen auf Petrie zurück. Unter diesen sticht besonders eine Bohrung aus dem Taltempel des Chephren hervor, die in einem granitenen Türsturz ausgeführt wurde. [44] Der Kern, der sich zum Teil noch in der Bohrung befindet, ist sichtbar konisch. Petries bekanntestes und immer wieder besprochenes Exemplar ist eine Bohrung – seiner Ansicht nach die „perfektestes“ – in Rosengranit aus Giza. [45] Am Kern hat Petrie Rillen beobachtet, die über mehrere Umläufe reichen und ein richtiges „Schraubgewinde“ mit rapidem Vortrieb bilden. Die Rillen – so Petrie weiter – verlaufen über Quarz und Feldspat ohne jede Unterbrechung. Lucas und Harris haben diese Stelle allerdings kritisiert, denn nach ihrer Anschauung handelt es sich dabei nicht um Quarz in Rosengranit sondern um das weichere Diorit. [46]
Abb. 5: Einzigartige Bohrung in Basalt.
Abb. 6: Kern.
Abb. 7: Einige Kerne.
Die Abbildungen sind von schlechter Qualität. Über den Verlauf der Rillen kann man sich allein durch Petries Beschreibung informieren. Eine intensive Analyse der Abbildung bestätigt Petries Beschreibung nicht unbedingt. Sicher ist jedoch, dass der Kern, wie in allen Fällen in Petries Darstellung, die dieses Urteil noch zulassen, stark konisch verläuft. Ein interessantes Exemplar ist ein Bohrung in Basalt, die zunächst kleiner, dann größer erbohrt wurde. Als Ergebnis bleibt eine Röhre aus Basalt. [47] Bemerkenswert ist Petries Beobachtung, dass in den Quarzanteilen seiner Bohrungen Schnitte verlaufen. [48] Daneben fällt noch eine immens große Bohrung (es könnte allerdings auch ein Sägeschnitt sein) in rotem Quarzit-Standstein auf, die 28 inch Durchmesser aufweist und perfekte parallele Rillen zeigt. [49] Für Bohrungen in Porphyr bescheinigt Petrie den Rillen „very fine grooves“. [50]
Während Borchardts Grabungen im Pyramidentempel des Königs Neussere in Abusir (1902-1908) kam ein höchst interessanter Basaltblock zutage, der eine Bohrung, einen falsch geführten Sägeschnitt und einen Schliff aufweist. [51] Dazu heißt es:
„In einem falsch geführten Sägeschnitt, der etwa 0,5 cm breit und mehrere cm tief war, sitzt heute noch grünspanfarbener Schmirgel. Es kann danach wohl kein Zweifel sein, dass das Sägen des Basalts mit dünnen Sägeblättern aus Kupfer unter Benutzung von Wasser und Schmirgel vor sich ging. Den Schmirgel wird man vermutlich aus Assuan bezogen haben, wo Prof. Schweinfurth solchen nachgewiesen und gezeigt hat, dass er im Altertume aubgebaut worden ist. Die Röhrenbohrer müssen auch aus Kupfer gewesen sein, denn auch das oben abgebildete Basaltstück zeigt Grünspanspuren in den Rillen der Bohrung.“
Auch die weiteren Arbeiten in Abusir förderten Kernbohrungen hervor, und zwar zahlreich im Pyramidentempel des Königs Sahure und auch im Sonnenheiligtum des Königs Neussere. [52] Leider gibt Borchardt hierüber nichts weiter bekannt, als dass sie wenigstens zum Teil in Basalt und zum Teil in Granit ausgeführt sind. [53] Die Bohrungen dienten jedenfalls als Halterung im rechten Türpfosten eines Durchgangs. Eine fotographische Abbildung zeigt zwei Bohrungen. [54] Von der Bohrung in Basalt lässt sich sicher sagen, dass sie stark konisch verläuft. Weitere Bohrungen – wiederum in Granit und Basalt – im intimen Teil des Tempels werden nur fotographisch wiedergegeben. [55]
Eine ganz herausragende Besprechung des Befundes liefert Hölscher für seine Grabungen im Pyramidenbezirk des Königs Chephren. Daraus ergibt sich, dass alle Bohrkerne einen konischen Verlauf aufweisen. [56] Hölscher hat beobachtet, dass sich die Ausprägung der Rillen mit der Härte des Gesteins ändert. Je härter, desto schärfer die Rillen, wobei die deutlichste Ausprägung im Amphibolit zu finden ist. [57] Dazu weiter: „An unseren Beispielen kann man deutlich sehen, dass die Rillen oft in ganz verschiedenen Abständen auftreten, dass sie sich häufig teilen oder zusammenlaufen.“ Hölscher berichtet aber von einem weiteren bedeutenden Befund in den Bohrungen : „Schmirgel und Kupferteilchen wurden in Bohrlöchern nachgewiesen.“ [58]
Abb. 8: Bohrung in Amphibolit mit unterschiedlichen Rillenabständen.
Firth und Quibell führen in ihrem Band zu den Ausgrabungen im Grabbezirk des Königs Djoser einen abgebrochenen Kern aus Diorit an. [59] Die Oberfläche wird als „quite smooth“ beschrieben. Die Tafelabbildung zeigt die üblichen Rillen [60] und den konischen Verlauf. Die bereits oben erwähnten Bohrungen in Sakkara beinhalten ein hellgrünes Pulver, das nach einer näheren Untersuchung von Lucas & Harris [61] aus Quarzsand besteht, der seine grünliche Farbe durch das Kupfer des Bohrers erhielt.
Im Lagerraum von Sakkara hat Alfred Lucas einen Kern aus Rosengranit untersucht. [62] Sein Durchmesser beträgt 8 cm. Er weist „green patches on the outside from the copper of the drill“ auf. Der Alabastersarkophag des Königs Sechemchet in Sakkara ist ein monolither Block, dessen Innenraum entsprechend durch Kernbohrungen ausgehöhlt wurde, die Lauer so beschreibt:
„A l’intérieur du sarcophage, en effet, quelques petites concavités cylindriques portant des striures circulaires très serrées ainsi que de menus dépôts de vert de gris indiquent clairement l’emploi de mèches tubulaires en cuivre.“,
dt.: „Das Innere des Sarkophags weist kleine zylindrische Höhlungen mit sehr eng umlaufenden Rillen sowie Ablagerungen von Grünspan auf, welche die Verwendung von Kupferbohrern klar beweisen.“ [63]
Im Taltempel des Königs Unas in Sakkara finden sich im Nordportikus Bohrungen in den granitenen Säulenbasen. [64] Leider fehlt auch hier jede Besprechung der Bohrung, jedoch sind sie deutlich konisch im Verlauf. Im Pyramidentempel des gleichen Königs hat man die granitenen Abaki mit je zwei Löchern versehen. [65] Ihr Zweck besteht höchstwahrscheinlich in der Fixierung der Architrave mittels zweier Dübel unbekannter Beschaffenheit. [66]
Zwei ganz bemerkenswerte Bohrungen in Granit, die wiederum zu einem Türpfosten gehören, finden sich im Pyramidentempel des Königs Userkaf in Sakkara. Bedauerlicherweise gibt es zwar Abbildungen und Zeichungen im Tafelteil der jüngst erschienen Abschlusspublikation [67], aber nur eine kurze Erwähnung im Textteil. [68] Allerdings ergab sich 1999 die Gelegenheit die zwei erstgenannten Bohrungen in Augenschein zu nehmen. Aus dieser Beobachtung lässt sich sicher folgern, dass die Rillen einen unregelmäßigen Verlauf nehmen und eine begrenzte Länge aufweisen. Das Loch ist sichtbar konisch.
Abb. 9: Türrahmen aus Rosengranit im Pyramidentempel des Königs Userkaf in Sakkara.
Abb. 10: Detail: die Rillen verlaufen nicht gleichmäßig und in unterschiedlicher Tiefe.
Ricke berichtet von den Grabungen im Sonnenheiligtum des Userkaf von Kernbohrungen in Granitblöcken. [69] Die Löcher messen zwischen 9 und 10 cm bei einer Tiefe von 35 cm. Hier haben wir auch das Glück, dass neben den ausdrücklich konischen Löchern auch die konischen Bohrkerne dazu gefunden wurden. Ihr Verwendungszweck ist wiederum die Konstruktion einer Tür.
Kleine Bronzereste fand man in einem Bohrloch eines Türpfostens aus der Zeit Ramses II., der sich heute im Metropolitan Museum befindet. [70] Leider ohne weitere Angaben angeführt ist der Fund eines abgebrochenen Bronzebohrers im Tempel Ramses III. in Medinet Habu, der noch in einem Bohrloch gesteckt haben soll. [71] Das wäre der einzige bekannte Fund eines Bohrers gewesen! Da es keinen Zweifel an Hölschers Angaben geben kann, muss die immer wieder vorgebrachte Aussage, es wurde niemals ein Bohrer gefunden, eigentlich revidiert werden.
Reisner berichtet folgendes über die Bohrungen in den Granitteilen des Mykerinostempels:
„The dressing of the granite at the Mycerinus pyramid and temples, wherever it was found and in whatever state of completion, showed traces of only three processes – hammering, rubbing, and boring with a cylindrical borer. The cylindrical or tubular borer was used, as far as our evidence goues, only for sockets to take the end of the doorposts and the ends of bolts; and consequelty was not of general utility in construction.“ [72]
Zu Gefäßen heißt es:
„In addition to the stone borer, a cylindrical tube borer was also used, especially for limestone and alabaster. In two cases where no attempt had been made to smooth away the stump of the core, the groove contained a fine gritty powder, not unlike pumice, tinged with green copper oxid. From this, it is to be concluded that the tube was of copper or of some alloy composed largely of copper.“ [73]
Über die Bearbeitung an Statuen heißt es:
„Boring by means of a hollow tube of copper, turned either by rolling between the hands or with a crank, used with grinding paste (emery?). Traces found only in alabaster statues, Nos. 18 and 21, but elsewhere in granite blocks; and suitable for use on hard stone statues. Used also in boring stone vessels, especially cylindrical jars; possibly represented in Grab des Ti, Pl. 134.“ [74]
Schließlich beschreibt Gustave Jéquier eine weitere Türkonstruktion im Pyramidentempel der Königin Oudjebten aus der 6. Dynastie in Sakkara-Süd. [75] Sie entsprechen nach Jéquiers Angaben Tür-Konstruktionen, die es auch im benachbarten Pyramidentempel von Pepi II. gibt, was aber in den entsprechenden Publikation nicht beschrieben wurde. Wesentlich besser publiziert ist dagegen der Türpfosten im Pyramidentempel der Königin Apouit, für dessen Bohrungen Jéquier detaillierte Zeichungen vorlegt. [76] Alle drei Löcher, wie im vorhergehenden Fall in Rosengranit, sind deutlich konisch im Verlauf. Eine genauere Beschreibung fehlt leider.
Erwähnt werden sollen noch die in ihrer Funktion völlig ungeklärten Granitblöcke mit Bohrungen im Innern der Cheopspyramide. Ein Block befindet sich in der sog. „Grotte“ und weist zwei Bohrungen auf. [77] Von drei Blöcke, die ursprünglich im Absteigenden Gang gefunden wurden, weißt einer eine Bohrung auf (4 inch Durchmesser), ein anderer zwei. Ein dritter Block mit drei – nicht zwei, wie die Gebrüder Edgar fälschlicherweise angeben – Bohrungen befindet sich heute am ursprünglichen Eingang der Cheopspyramide. Er hat den Vorteil, dass er an einer Bohrung am Schaft entlang abgebrochen ist. Zwar lässt sich über die Rillen durch fortgeschrittene Verwitterung keine Auskunft mehr geben, aber das Loch präsentiert sich erstaunlich gleichmäßig konisch.
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Erwähnungen von Kernbohrungen, die aber nicht näher beschrieben sind oder nichts weiter über den Verwendungszweck oder die Technik aussagen. Deshalb soll diese Zusammenstellung für die folgende Besprechung genügen.
Aus diesem Befund lassen sich folgende Beobachtungen zweifelsfrei sichern:
Grünspan, ägypt.: wadj [78], oder Kupferteilchen (später Bronze) ist ein übliches Merkmal in Bohrlöchern.
„Schmirgel“, meist Quarzsand, ist ein übliches Merkmal in Bohrlöchern.
Bohrkerne und Bohrlöcher sind konisch.
Die Rillen sind unterschiedlich breit.
Die Rillen haben unterschiedliche Abstände zueinander.
Die Verwendung von Kernbohrungen in der Architektur weisen vorwiegend auf die Fixierung größerer oder beweglicher Bauteile hin.
Die Technik der Kernbohrung I
Abb. 11: Kern aus Rosengranit mit ungleicher Rillencharakteristik und deutlich konischer Form.
Der Befund allein würde beinahe genügen, um über die zwei unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten zu entscheiden. Praktisch alle Beobachtungen sprechen ganz eindeutig für die heute gültige ägyptologische Erklärung der Bohrungen mit Hilfe von Kupfer und Schleifsand und gegen die Verwendung von Stahl oder mit Edelstein besetze Bohrköpfe, wie das von Petrie gefordert und in letzter Zeit wieder von einigen Forschern aufgegriffen wurde. Aber so einfach wollen wir es uns nicht machen. Der Vorgang der Bohrung ist interessant genug, damit man sich damit detailliert auseinandersetzt.
Der erste Punkt der Besprechung soll sich auf eine Beobachtung von Hölscher beziehen, der feststellte:
„Die Spuren des Bohrens sind ebenso an den Wandungen des Bohrlochs wie an den weggeworfenen Bohrkernen zu sehen. Letztere sind nicht genau zylindrisch, sondern verjüngen sich von unten nach oben nicht unwesentlich. Die Löcher verjüngen sich gleichfalls, aber von oben nach unten, d.h. sie sind schwach trichterförmig. Demnach hat der Bohrer oben mehr Masse herausgefressen als unten. Das kann nur dadurch geschehen sein, dass die Bohrkrone während des Bohrens immer dünner wurde. Dadurch ist der Beweis gegeben, dass nicht mit einem Bohrer, dessen Krone mit fest eingefügten Edelsteinspitzen besetzt wurde, sondern mit Hilfe von losem Pulver gebohrt wurde, wobei sich der Bohrer selber auch abnutzte.“ [79]
Hölschers Beobachtung lässt sich, wie die Besprechung des Befundes zeigt und wie explizit so auch von Ricke hervorgehoben wurde, auf alle Kerne und alle Löcher anwenden, über die sich durch die Fachliteratur oder eigene Anschauung ein Urteil fällen lässt. Daneben ist an Hölschers Schlußfolgerung daraus an keiner Ecke zu rütteln. Ein Bohrer, der sich abnutzt, kann nicht der Träger eines fixierten „Schneidematerials“ sein. Der konische Verlauf ist auch zu gleichmäßig, als dass man daraus die Abnutzung eines Schneidematerials und die dann erst folgende Abnutzung eines stumpfen Trägers ableiten könnten. [80]
Abb. 12: Bohrung in rotbraunem Sandstein mit deutlich ungleich konischer Form.
Die Abnutzung des Bohrers ist daher sicher im gleichmäßig zunehmenden Verlauf des Trichters ablesbar. Das widerspricht der unbegründeten Angabe von Gassmann vehement:
„Unzweifelhaft wurden aber gesetzte Schneidstoffe zum Bohren verwendet, dies zeigen die Rillen auf den gefundenen Bohrkernen und Löchern.“ [81]
Der nächste Punkt, der diese Aussage gleich aufnimmt, betrifft Petries Beobachtung über „geschnittenen“ Quarz und über Schneiden generell, den schon Lucas und Harris kritisiert haben (s.o.). Dazu Hölscher:
„Charakteristisch für die mit Zylinderbohrern hergestellten Löcher und Kerne sind die Rillen, welche an den Wandungen rundum laufen. Je härter und homogener das Gestein ist, desto schärfer prägen sich die Rillen aus. Am deutlichsten sind sie erkennbar im Amphibolit. Petrie hat von einem schönen Bohrkern, den er s.Zt. in der Nähe des Chephrentempels fand, behauptet, dass die Rillen spiralig, mit annähernd gleicher Gangbreite um den Kern herum liefen. Daraus schloß er, dass die Bohrung mit Hilfe eines mit Edelsteinspitzen besetzten Zylinderbohrers ausgeführt sei, der bei jedem Umgang eine Gangbreite tief (also 1/3 bis 1 mm) geschnitten habe. Angenommen, seine Beobachtung sei richtig gewesen, so ist eine derartige Wirkung sogar bei modernen Diamantbohrern ausgeschlossen. Denn Diamantspitzen vertragen nur einen ganz geringen Druck, wenn sie nicht zerspringen sollen. Ihre Wirkung besteht eigentlich nicht im Schneiden, sondern im Schleifen. Ganz abgesehen davon, dass derartigen Kräften, wie sie zum Schneiden des Gesteins nötig wären, auch keine Fassung Widerstand leisten würde. Aber auch seine Beobachtung, dass die Rillen spiralig in annähernd gleichen Abständen liefen, ist irrig. An unseren Beispielen kann man deutlich sehen, dass die Rillen oft in ganz verschiedenen Abständen auftreten, dass sie sich häufig teilen oder zusammenlaufen (s.u.). Ihre Entstehung müssen wir darnach folgendermaßen erklären:
Bei dem harten Material gehört eine unendliche Anzahl von Umdrehungen dazu, bis der Bohrer auch nur einen Millimeter Fortschritt gemacht hat. Wenn sich nun ein scharfes Schmirgelkorn seitlich in das weiche Kupfer der Krone eingedrückt hat und nun mit rundum gerissen wird, so schneidet es eine schwache Rille ins Gestein, welche bei den folgenden Umdrehungen von demselben Korne vertieft wird, so lange, bis entweder das Korn aus seiner Fassung springt oder zermalmt wird, oder aber bis der Bohrer aus dem Loch gezogen wird, damit man das Bohrmehle beseitigt.“ [82]
Dazu sind folgende Bemerkungen zu machen:
Petrie und alternative Forscher [83] behaupten, es sei nicht möglich ein Loch mit einem Material zu machen, das so hart ist wie der härteste Bestandteil des Gesteins. In unserem Fall betrifft das den Quarzsand und die Quarzanteile im Gestein (s.u.). Dazu haben bereits Lucas & Harris Stellung bezogen. [84] Bei Diamanten haben wir nämlich exakt dieses Phänomen, denn Diamanten werden mit Diamantstaub bearbeitet – schon deshalb, weil es kein härteres Material als Diamanten gibt. Lucas & Harris führen dazu einige weitere Beispiele an. [85] So haben die Azteken Granit mit Kupfer und Kieselsand bearbeitet. Bei den südamerikanischen Indianern wurde Bergkristall mit dem Trieb einer Planze, Quarzsand und Wasser erbohrt.
Petries Argument ist auch deshalb so unhaltbar, weil der Anteil an Quarz in den erbohrten Steinen minimal ist. Ägyptischer Rosengranit besteht aus Glimmer (Härtegrad 2,2), Feldspat (3), Hornblende (5-6). Der Anteil an Feldspat liegt bei 60\%! In Granit kommt dazu i.d.R. ein Anteil von 30\% an Quarz, der den Härtegrad 7 auf der Mohs-Skala aufweist. In Altägypten gibt es keine härteren Gesteinsarten und mit 8 wären wir schon bei Topas, der freilich ein Edelstein ist. [86] Quarz als Bestandteil verschiedener Gesteinsarten ist das härteste Material, das in Ägypten bearbeitet wurde. [87] Diorit weist weniger als 5\% Quarzanteil auf, Quarzitdiorit bis zu 20\%. [88] Unter all den berühmten Steinen ist der Silifizierte Sandstein, auch Quarzit genannt, in seiner Zusammensetzung das härteste Gestein in Ägypten. [89] Wenigstens im Neuen Reich lässt sich dafür die Bezeichung jnr. n.bi3t, „Wunderstein“, nachweisen, was man entweder auf die Farbe oder den metallischen (bi3t=ehern, kupfern) zurückgeführt hat. [90] Nun haben wir darüberhinaus aber ebenso, auch bei bis zu 90\% Quarzanteil [91], noch den selben Effekt wie bei den Diamanten: Quarzsand kann problemlos auch die Quarzanteile in quarzhaltigem Stein schleifen. Das lässt sich unter einem Stereomikroskop z.B. auf blank poliertem Granit beobachten! [92] Und das gilt so freilich auch für den Quarzit, obwohl die Verwendung dieses äußerst harten Gesteins in der Bautechnik entsprechend selten ist. [93]
Aber die Befragung der Mohshärte allein zur Beurteilung der Bearbeitungsmöglichkeiten wäre schon gleich der nächste Fehler. Dafür ist der Sandstein ein gutes Beispiel, der hohe Quarzanteile hat und trotzdem als Standardbaumaterial problemlos zu bearbeiten ist. [94] Der evidente Unterschied – beispielsweise gegenüber dem Rosengranit – ist die Art der Diagenese (Gesteinsverfestigung), die beim Sandstein feinkörnige Quarzanteile lediglich durch einen Zement aus Kieselsäure bindet. [95] Eine Bearbeitung des Gesteins – egal auf welche Weise – gilt also nicht den hohen Quarzanteilen, sondern allein dem Herauslösen des bindenden Zements. Das kann schon durch den natürlichen Verwitterungsprozess zu erheblichen Erosionen führen. [96] Je nach Art und Qualität der Zementbildung ist ein frischer Sandstein bereits mit den bloßen Fingern abzusanden. [97] Aus den Meißelspuren lässt sich in einem Fall ableiten, dass relativ weiche und kurze Kupfermeisel zum Einsatz kamen. [98] Beachtet werden muß also neben der Härte der Bestandteile auch die Schlag- und Abriebfestigkeit, Spaltbarkeit, Dichte, Form (Kristallsystem), Tenazität (Sprödigkeit) des Gesteins, die abhängig von der Art der Zusammensetzung der einzelnen Gesteinsbestandteile ist. [99] Nur aus der Summe dieser Eigenschaften ergibt sich die Frage nach den Bearbeitungsmöglichkeiten.
Mohshärte-Skala
nach: Klemm 1992, S. 14, Tab. 2; Aston et.al. 2000, S. 20, Table 2.4.
Mohshärte Vergleich Test Absolute Härte
1 Talg leicht mit dem Fingernagel 0,03
2 Gips schwer mit dem Fingernagel 1,25
3 Kalkspat noch mit einer Kupfermünze 4,5
4 Flußspat leicht mit einem Stahlmesser 5,0
5 Apatit gerade noch mit einem Stahlmesser 6,5
6 Felspat Kratzer mit Stahlfeile, ritzt Fensterglas 37,0
7 Quarz ritzt Fensterglas 120,0
8 Topas k.A. 175,0
9 Korund k.A. 1000,0
10 Diamant k.A. 140.000,0
Damit sind wir gleich beim nächsten Punkt. Hölschers Bemerkung, dass Diamanten den Druck gar nicht aushalten würden, trifft eher für das Gestein selbst zu. Ein Druck von mehreren Tonnen würde den Stein ganz schnell bersten lassen. Die erbohrten Werkstücke sind oft von geringer Stärke, so z.B. die Säulenbasen, die sicher schon bei weit geringerem Druck zersprungen wären. Das zeigt schon ein einfacher Versuch, bei dem man vergebich versucht ein Stück Rosengranit in den Schraubstock einzuspannen. Die Forderung nach einem Schneidbohrer unter großem Druck erscheint wieder bei modernen Forschern:
„Heutzutage geht man bei den Bohrungen, wie sie in Abusir vorzufinden sind, von einem ‚Bohrpressdruck‘ in der Größenordnung von etwa zwei Tonnen aus. Dies vermochten die oben dargestellten Bohrer wohl nicht zu leisten.“ [100]
Leider bleibt unklar, worin dieser Bohrpressdruck besteht, denn eine solche Angabe hat üblicherweise in Kraft pro Fläche zu erfolgen. Nehmen wir an, was üblich wäre, Haase spräche hier von 2 Tonnen pro Quadratmeter, dann würde auf einem Kern mit 10 cm Durchmesser und einer Lippenstärke von 5 mm eine Kraft von weniger als 3,5 kg wirken! Die maximale Kraft, die ein Handbohrgerät zu leisten vermag, ist in unserem Fall das Gewicht des Arbeiters. Für unsere Bohrer besteht also keine Gefahr. Woher diese Angabe kommt, ist ebenfalls unklar, denn selbst das moderne Kernbohrungsgerät, das Gassmann beschreibt, kennt keine Maschinen, die übermäßig großen Druck erzeugen. [101] Bei den ersten Diamantbohrmaschinen der Neuzeit handelt es sich um Handbohrgeräte, die ganz ohne jedes Gewicht auskommen! [102]
Das nächste Problem besteht in dem Begriff „Schneiden“, den Petrie und die alternativen Forscher ständig verwenden. Dass wir es hier nicht mit einem Schneidevorgang sondern einem Schleifvorgang zu tun haben, ist allein schon aus der Abnutzung des Bohrers ersichtlich. Petries Beobachtung, er könne den Vorgang eines Gewindeschnitts beobachten, ist ganz abwägig und unhaltbar! Es ist technisch nicht möglich! Einmal schon wegen der Zusammensetzung des Granits selbst. Granit ist spröde – die abgearbeiteten Bestandteile, besonders der Quarz selbst, würde auf dem Weg an der Wandung entlang jeden Schnitt unmittelbar wieder tilgen. Ein Gewindeschnitt ist ein gänzlich anderer Vorgang. Zuerst wird ein Loch gebohrt, dann erst darin das Gewinde. Trotz des eindeutig gegenteiligen Befundes durch die Abnutzung der Bohrer schreibt Haase:
„Die prägnanten spiralförmigen Kratzer- und Rillenbildung an den Wänden der Bohrungen deuten an, dass sehr wahrscheinlich mit einem mechanisch oder metallurgisch auf einem Bohrkopf aufgesetztem Schneidematerial gearbeitet wurde.“ [103]
Diese Forderung ist technisch für das alte Ägypten völlig inakzeptabel und ebenso überflüssig. Dafür wären Kenntnisse in der Metallbearbeitung und Schmiedekunst notwendig, die erst in unserer Epoche möglich wurden und für die es vorher keinen einzigen Beleg gibt. Die Ägypter hatten definitiv keine Möglichkeit ein Schneidematerial auf dem Bohrkopf stabil zu fixieren.
Schließlich kann man an ägyptischen Kernbohrungen Petries Befund der Rillen – dort wo überprüfbar – nicht bestätigen. Hier hat Hölscher, und so auch Lucas & Harris, sowie andere [104], zurecht auf die Geschehnisse bei der Bohrung selbst hingewiesen. Ein abrasives Schleifmittel muß in einem Gestein mit unserer Zusammensetzung zwangsläufig die härteren Bestandteil herauslösen. Dass das Kupfer so weich ist, ist keine Schwäche dieses Materials, sondern dessen Stärke! Das zugegebene und erbohrte Schleifmittel (der Abrieb selbst) setzt sich im Kupfer fest und wird nicht einfach nur mit dem Bohrer mitgeschleift, sondern verrichtet u.a. die eigentliche Bohrarbeit! Um in das weiche Kupfer Quarzkörner pressen zu können, genügen leichter Druck und die Umdrehung des Bohrers. Damit wird das Kupferrohr selbst faktisch zum Quarzbohrer, und darin liegt die eigentliche Lösung des Kernbohrungsproblems. Der Kupferbohrer entspricht somit einem modernen Schleifpapier – niemand würde behaupten wollen, dass man mit Papier nicht schleifen könne! Die Schleifarbeit verrichtet der Schmirgel, so wie beim Bohrprozess der Quarzsand. Bezeichnend dafür ist auch, dass Bohrungen mit Bronzebohrern relativ selten sind. [105] Bronze ist für diesen Effekt ebenfalls geeignet, aber die Quarzkörner lassen sich nicht so einfach in die Bronze pressen. Die Bohrung erfolgt hier mehr durch den Bohrer, der nicht mehr in dem Maße das Abrasiv bewegt, sondern sich zunehmend über das Abrasiv hinweg bewegt.
Damit keine übergroßen Kräfte zum Antrieb des Bohrers notwendig werden, ist mit einer Schränkung desselben zu rechnen. Dazu Hölscher [106]: „Man wird annehmen müssen, dass die Krone des Bohrers aufgestaucht war, dass sie also dicker war als der übrige Bohrzylinder (ähnlich so wie man bei uns eine Säge ’schränkt‘). Das hat zur Folge, dass nur die Krone ‚arbeitete‘, während der übrige Teil des Bohrers die Wandungen des Loches gar nicht berührte. Hätte man das nicht getan, so wären die Reibungswiderstände ganz enorm geworden.“ Die Schränkung zeigen auch moderne Bohrköpfe. [107]
Die Technik der Kernbohrung II
Abb. 13: Bohrungen in einem Abakus aus Rosengranit im Pyramidentempel des Königs Unas in Sakkara.
Nun wäre zu fragen, wie es um die Herstellung des Kupferrohrs bestellt ist. Leider kenne ich keine einzige Besprechung, die explizit auf diese Frage eingegangen wäre. Jedoch lassen sich aus anderen archäologischen Befunden Rückschlüsse über die Beschaffenheit der Kupferbohrer ziehen. Kupfer, ägyptisch hmty, erstmals in der 2. Dynastie schriftlich nachgewiesen [108], ist eindeutig der primäre Befund in Bohrlöchern, womit bewiesen ist, dass es sich um das zur Bohrung verwendete Material handelt. Kupfer ist das erste dem Menschen bekannte Metall. [109] In Ägypten ist es erstmals seit der Badarizeit (5. Jahrtausend v.Chr.) durch einen Fund in Grab 596 bei Mostagedda belegt. [110] Zunächst wurde es eingeführt oder direkt als gediegenes Kupfer gewonnen. [111] Später entwickelte sich die Gewinnung aus Kupfererz. [112] Bereits im 4. Jahrtausend v.Chr. wurde es bei Timna nachweislich abgebaut. [113] Für das Alte Reich gibt das Grab des Wepemnofret aus der 5. Dynastie in Giza Auskunft, in welchem Szenen die Bearbeitung von Kupfer zeigen. [114] Inhalt dieser Szenen ist das Schmelzen, Gießen und das allmähliche Auskühlen des Kupfers, wodurch die Elastizität des Materials während der weiteren Bearbeitung gesichert werden soll. Auch die Beischrift, „Es gibt keinen Riss (?), wenn es exzellent erhitzt wurde“, spricht dafür, dass die Ägypter der 5. Dynastie mit den spezifischen Eigenschaften ihrer Materialien bestens vertraut waren. [115] Die Erzeugung von Kupferblechen ist der einfachste Herstellungsprozess und bereits in der 1. Dynastie zahlreich nachgewiesen. [116] Damit ist die Voraussetzung zur Fabrikation unserer Kupferrohre gegeben. Der Befund, der für Kernbohrungen neben Resten in den Bohrlöchern negativ bleibt, weist ebenfalls auf die sichere Beherrschung bei der Herstellung des Kupferblechs im Alten Reich. Im Grabdenkmal des Sahure fand Borchardt Kupferbleche, die als Abwassersystem des Pyramidentempels dienten. [117] Hergestellt wurden hier ursprünglich 1 m lange und 0,047 m durchmessende Kupferrohre. Das Blech ist gehämmert und 0,0014 m stark. Eine Analyse ergab: [118]
96,47\% Kupfer
0,18\% Eisen, Arsen
3,35\% Chlor, Sauerstoff, usw.
Die Herstellung der Rohre geschah durch winkelförmige Taschen, die so sorgsam gehämmert wurden, dass sie für diesen Vewendungszweck immerhin wasserdicht gewesen sind. Ähnlich könnte man sich den Vorgang für die Herstellung der Kupferrohre für Kernbohrungen denken. Nach Borchardts Ansicht kannten die alten Ägypter im Alten Reich noch keine Lötung. [119] Allerdings wurde später die berühmte Grabausstattung der Königin Hetepheres aus der 4. Dynastie gefunden, und an dieser sind Silber-Lötungen sicher nachweisbar. [120] Es wäre also denkbar, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass die Kupferrohre gelötet wurden. Den Ägyptern war das Gießen des Kupfers vom Befund her sicher seit Beginn der Frühzeit bekannt. [121] Jedoch besteht ein qualitativ immenser Unterschied, wenn man ein Kupferrohr gießen möchte. Axt und Meißel etc. wurden sicher seit je her gegossen. Der Hohlguß ist vor dem Mittleren Reich allerdings nicht nachweisbar. [122] Selbst die Trompeten Tutanchamuns aus dem Neuen Reich sind noch gelötet! [123] Nach Ansicht von Stocks wurde Kupfer in Bleche gegossen, gehämmert und schließlich um die Triebstange gebogen und dort entsprechend befestigt, wogegen bei größeren Durchmessern möglicherweise tatsächlich direkt ein Rohr gegossen wurde. [124]
Abb. 14: Granitsäule in Tanis aus Rosengranit mit Bohrung an der Unterseite zur Einzapfung in die Säulenbasis, die vermutlich aus einem Pyramidenbezirk des Alten Reiches stammt.
Zur Zt. gibt es wieder eine Diskussion darüber, ob die teilweise recht umstrittenen Befunde in Kupferarbeiten bis zum Ende des Alten Reiches Zinn enthalten, weil man Zinnbronze bewußt herstellen wollte, oder weil die Zinnanteile auf die natürlichen Verunreinigungen zurückzuführen sind. [125] Der Sinn einer solchen Maßnahme würde sich aus der niedrigeren Schmelztemperatur und den verbesserten Fließeigenschaften beim Gießen ergeben. Diese Frage wurde von Haase jedoch im Zusammenhang mit der nicht ausreichenden Härte des Materials Kupfer für Hartgestein herangezogen. [126] Nach Ogden [127] hat eine Beimengung bereits von 1\% Zinn zwar Auswirkungen auf die Schmelztemperatur und die Fließeigenschaften, aber: „Such low levels would have no noticeable effect on the final hardness or working properties of the metal…“. Erst ab 4\% Zinnanteil steigt der Härtegrat wahrnehmbar an. [128] Jedoch ergibt sich aus einer Mohshärte von 3 für Kupfer und 3,5 für Bronze, bzw. bis 3,75 für gehärtetes Kupfer ein sehr geringer – für den Effekt auf dem Stein sogar bedeutungsloser – Unterschied. [129] Für unser Kernbohrungsproblem ist diese Frage damit eigentlich ohne jeden Belang. Hätten die Ägypter eine Zinnbronze bewußt und aus Gründen der Härte hergestellt, dann müßte sich der Nachweise besonders in Werkzeugen und Waffen erbringen lassen, bei denen Härte Sinn macht. Aber das ist, wie ein Blick auf die Materialanalysen sofort offenbart, definitiv nicht der Fall! [130] Der Befund für Zinn ist vor dem Neuen Reich extrem schlecht, praktisch nicht vorhanden. [131] Ganz anders sieht es hier bei Arsen aus. Arsen ist im Befund nachgewiesen und sorgt nach einer speziellen Bearbeitung tatsächlich für härteres Kupfer. [132] In welchem Maße dies allerdings für diesen Fall angewendet wurde und ob das überhaupt notwendig war, bleibt nach Befund und Experiment (s.u.) trotzdem ganz offen. Prinzipiell lassen sich die üblichen Verunreinigungen des Kupfers durch die natürliche Beschaffenheit des Erzes erklären. [133]
Abb. 15: Bohrungen in einem Türrahmen aus Basalt im Pyramidentempel des Königs Sahure in Abusir.
Abb. 16: Bohrungen in einem Türrahmen aus Rosengranit im Pyramidentempel des Königs Sahure in Abusir.
Eine andere Voraussetzung für den Bohrvorgang ist ein Schleifmittel, oft „Schmirgel“ genannt. Dieser unglückliche Begriff wird allgemein viel weiter gefaßt als das in unserem Fall zutreffen sollte. Als „Schmirgel“ bezeichnet man üblicherweise nur das korundhaltige Abrasiv-Material, das in der Antike auf Naxos abgebaut wurde (Mohshärte=9). Dieses ist in Ägypten weder belegt noch – wegen der Verwendung von Quarzsand – notwendig. [134] Hölscher erwähnt schon, dass Schweinfurt bei Assuan Schmirgelgruben fand – über deren Beschaffenheit wird nichts weiter mitgeteilt. [135] Sand als abrasives Material „aus Ägypten“ erwähnt auch bereits Plinius. [136] Er stellt ausdrücklich klar – am Beispiel des Sägens -, dass die eigentliche Arbeit nicht – seiner Zeit entsprechend – durch das Eisen, sondern durch den „Sand“ erledigt wird, den er explizit vom „Schmirgel (emery)“ aus Naxos unterscheidet (Plinius XXXVI: 9-10.). Selbst in den 1930er Jahren griff man für Betonbohrungen noch auf die „Schrotkrone“ der „Urvölker“ zurück und gab der Bohrkrone Quarz- und Sandkörner bei. [137] So ist überhaupt die Verwendung abrasiver Techniken bei der Steinbearbeitung bis in diese Zeit üblich gewesen. [138] „Schmirgel“ im Sinne von Korund von Naxos scheidet durch den Befund – sowohl was die Datierung des Abbaus auf Naxos als auch was die Werkstücke selbst betrifft – aus. Die erforderliche Menge an Schleifmaterial, das ja schließlich für jeden Bohr- und Sägevorgang sowie für jede Herstellung einer Statue bis zum Poliervorgang etc. verwendet wurde, wäre so immens gewesen, dass nur ein lokal in Ägypten vorhandenes Material dafür in Frage kommen kann! [139] Dabei begrenzen sich alle Möglichkeiten auf den Quarzsand, der überall in Ägypten vorhanden ist, nachweislich abgebaut wurde, der hart genug ist und der im Befund festgestellt werden kann. [140] Bekannt sind dabei besonders die Quarzgänge 3 km nördlich von Assuan, die im Altertum abgebaut wurden. [141] Das Vorkommen in Bohrlöchern und die ausreichenden, durch die scharfen Kanten praktisch idealen, abrasiven Eigenschaften des Quarzsands erübrigen jede weitere Diskussion.
Ein wesentliches Argument von Arnold möchte ich hier noch anfügen [142], nämlich die große Anzahl an Kernbohrungen, die in Ägypten gefunden wurden. Diese Menge macht die Verwendung von Diamanten, Korund, etc. praktisch unmöglich. Da es in Ägypten keine Diamanten gibt, hätte der ganze Bedarf importiert werden müssen. Aber welches Nachbarland hätte diese Menge liefern können? Und welches Land hätte dies von der Vorgeschichte hinweg bis mindestens ins Neue Reich gekonnt – ohne Unterbrechung (was ebenso für den Korund gilt)? Zumal Mesopotamien selbst Gefäßte aus Hartgestein auf diese Art und Weise hergestellt hat. [143] Außerdem ist man über die Handelswaren derart gut informiert, dass Diamanten in dieser Menge dort auftauchen müßten. Tatsächlich reicht die älteste Erwähnung von Diamanten überhaupt nicht über das 4. Jh. v.Chr. zurück. Platon weist auf die Härte, Theophrast auf die Kristallform der aus Indien stammenden Diamanten hin. [144]
Antike Kernbohrungen heute
Aus der Kernbohrungsfrage ist heute häufig eine Frage der Vorstellungskraft geworden (s.o.). „Wissenschaft-by-Vorstellungskraft“, a la „ich kann mir aber nicht vorstellen dass…“ ist kein guter Ratgeber und führt zu nichts. Versuche, Kernbohrungen nach der von der Ägyptologie favorisierten Technik herzustellen, wurden immerhin längst durchgeführt. [145] „Das kann kein Loch geben“ [146] hängt davon ab, ob man längst absolvierte Versuche, die das Gegenteil beweisen, überhaupt zur Kenntniss nimmt! [147] Bevor wir uns diese Versuche näher ansehen, sei noch auf die Tatsache verwiesen, dass altägyptische Darstellungen, die zweifelsfrei den Vorgang einer Kernbohrung zeigen, weit weg sind von dem Bild, das manch alternativer Forscher heute zeichnen möchte. Hier haben wir z.B. das Glück, dass eine anschauliche Darstellung aus Abusir aus der 5. Dynastie erhalten ist. [148] Eine Person erbohrt eine Steinvase. Die Drehbewegung der Triebstange erfolgt durch die Hand, die die angehängten Gewichte betätigt. Diese Gewichte sind eine ideale Hilfe für einem flotten und gleichmäßigen Antrieb und tragen weniger dazu bei, einen „Bohrpressdruck“ zu erzeugen. [149]
Abb. 17: Darstellung einer Bohrung eines Steingefäßes aus der 5. Dynastie.
Eine ganze Reihe von praktischen Versuchen zur altägyptischen und mesopotamischen Steinbearbeitung, darunter hauptsächlich die Kernbohrung, hat Denys Stocks vom Department of Archaeology der University of Manchester in den vergangenen Jahren unternommen. Seine Versuchsaufbauten entsprechen durchgehend altägyptischen Darstellungen und Möglichkeiten. [150] Neben Kernbohrungen hat Stocks auch stets die Sägemethoden getestet, auf die hier nicht weiter eingegangen wird. Die Herstellung der Kupferrohre erfolgte durch Lötung des Falzes. [151] Für den ersten Versuch wurde ein Rohr aus Kupfer und ein Rohr aus Bronze (10\% Zinn) hergestellt, die jeweils 2,8 cm Durchmesser aufweisen (Stocks sieht in der Herstellung kleinerer Röhren größere Schwierigkeiten.). Beide Röhren steckte er auf einen runden Holzstab, der durch jeweils 1,2 m lange Bogen und 0,8 cm durchmessende Schnüre angetrieben wurden. [152] Die Länge der Schnüre wurde so gewählt, dass eine ganze Umdrehung des Bohrers ohne möglich wurde. Als Abrasiv wurde trockener Quarzsand gewählt, der aus 0,1 bis 1,3 mm großen Quarzkörnchen bestand. Dem frisch gewonnenen Quarzsand, den die alten Ägypter in Aswan gewonnen haben, werden außerordentlich scharfe Kanten attestiert. [153] Mit diesem Werkzeug wurde durch Stocks Rosengranit, blauer Granit, Granodiorit, harter und weicher Kalkstein, roter Sandstein und Alabaster (Kalzit) erbohrt. Die Bohrung wurde auf preparierten Oberflächen begonnen, die durch Hammer und Feuersteinmeisel vorbereitet wurden (diese Vorbereitung, so Stocks, ist an einer unfertigen Alabastervase der Petrie Collection nachweisbar, s.u.).
Trockener Sand, so Stocks, widerspricht nur der modernen Auffassung. Bei der altägyptischen Methode entsteht keine Werkzeug-gefährdende Hitze, die es – wie bei modernen Gerätschaften und höheren Drehzahlen – zu kühlen gelte. Stattdessen ergab trockener Quarzsand einen erheblich besseren Vortrieb, bzw. eine erheblich bessere abrasive Wirkung. Nasser Sand erbrachte lediglich, dass der Bohrer ohne Schleifwirkung über den Quarzsand hinwegrutschte, und zwar je kleiner die Quarzanteile durch den Bohrvorgang wurden. Außerdem ist er nur schwer aus dem Bohrloch zu entfernen. Eine Vase kann man zur Entfernung des Bohrmehls vielleicht noch umdrehen, aber ein größeres Werkstück, ein granitener Türrahmen oder ein Sarkophag z.B., kann nicht einfach mitten im Bohrvorgang durch Umstülpen entleert werden. An der Bohrkrone hat Stocks Temperaturen um 80-100 Grad gemessen. Das dürfte den guten Wärmeleitungseigenschaften des Kupfers zu verdanken sein. So wird die Hitze des Bohrkopfes bestmöglich nach außen hin abgeleitet. Stocks konnte bei seinen Experimenten exakt den Vorgang beobachten, den Hölscher nur theoretisch beschrieben hatte, nämlich dass sich die Quarzteilchen im weichen Kupfer festsetzen und so die eigentliche Bohrarbeit leisten. Stocks spricht dabei sogar von einem „key factor“, der das Bohren mit Kupfer überhaupt erst ermöglicht! Andere Quarzteilchen, die nicht am abrasiven Prozess beteiligt sind, sind häufig kugelförmig. Sie ermöglichen es dem Arbeiter den Bohrer gegen die großen Widerstände zu drehen (das gilt wohl besonders dann, wenn das Schleifmittel allmählich in die seitliche Wandung zwischen Bohrer und Loch gerät.).
Nach Stocks ergaben sich abgerundet und unter Berücksichtigung der Härte des Gesteins und des Bohrers, der Umdrehungsgeschwindigkeit, der Beschaffenheit des Quarzsands und des Auflagegewichts folgende Daten [154]:
Granit und Diorit zeigten einen Vortrieb von 2 cm3 pro Stunde
Alabaster – am anderen Ende der Skala – zeigte einen Vortrieb von 30 cm3 pro Stunde. (alle anderen Versuche lagen zwischen diesen beiden Ergebnissen.)
Bei weiteren Experimenten zur Erbohrung von Hartgesteinvasen hat Stocks herausgefunden, dass ein Druck von lediglich 1kg/cm2 die besten Resultate erbrachte. [155] Dabei hat sich weiterhin gezeigt, dass eine Bohrung in Rosengranit und/oder Diorit etwa 15 Mal mehr Zeit benötigt als identische Bohrungen in Kalkstein. [156]
Im Verlauf der folgenden Experimente hat Stocks mit Feuerstein auch Granit, Quarzit, Basalt und Grauwacke bearbeitet. [157] Damit, so Stocks, wurden sowohl die Hieroglyphen als auch die Palastfassaden in Hartstein der 4. Dynastie erzeugt. Um ein Kubikzentimeter Granit zu bohren, benötigte er diesmal 250g Quarzsand. [158]
Abb. 18: Bohrung in Rosengranit für eine Türangel im Pyramidenkomplex der Königinnen von Pepi II. in Sakkara-Süd.
Ganz aktuell und noch völlig unbekannt sind die neuesten Arbeiten von Stocks, die er direkt in Assuan am dortigen Rosengranit und erstmals von ägyptischen Arbeitern ausführen ließ. [159] Die Werkzeuge wurden wiederum direkt nach altägyptischer Methode her- und zusammengestellt. Getestet wurden Säge- und Bohrvorgänge. Letzteres wurde durch einen 8 cm durchmessenden Kupferbohrer und einen entsprechenden Bogen fabriziert. Gebohrt wurde erneut mit Quarzsand. Selbst der Stein, der als Gewicht oben am Bohrer agieren sollte, wurde nach altägyptischen Methoden gewonnen und bearbeitet. [160] Vor der Bohrung wurde ebenfalls die Oberfläche des zu bohrenden Rosengranitblocks mit Dolerithämmern geglättet. Um eine Fassung für die Bohrkrone vorzubereiten, wurde mit Hammer und Feuerstein ein Kreis herausgehämmert, der vorher mit der Bohrkrone und etwas Ocker auf dem Werkstück „aufgezeichnet“/aufgedrückt wurde. Damit wurde gewissermaßen eine Fassung geschaffen, in welcher der Bohrer stabil eingesetzt werden konnte, um den Bohrvorgang zu beginnen. Nachdem der Bohrer abwechselnd im und gegen der Uhrzeigersinn „getwistet“ wurde, und nachdem er so 5 mm tief in das Gestein vorgedrungen war, konnte die Bohrung erfolgen, ohne dass das Kupferrohr aus dem Werkstück sprang. Praktische Experimente haben gezeigt, dass diese 5 mmm tatsächlich das größte Problem darstellen [161] und man wird wohl davon ausgehen müssen, dass die von Stocks beschriebene Vorbereitung jeder Kernbohrung als Standardprozedur vorausgegangen ist.
Drei ägyptische Arbeiter waren für den Bohrvorgang notwendig. Einer auf jeder Seite des Bogens und einer um den Stein als Gewicht auf dem Bohrer zu halten. Die Schnur des Bogens wurde so gewählt, dass ein Durchgang des Bogens zwei Umdrehungen des Bohrers verursachte. Die 8 cm messende Kupferröhre hatte 1 mm starke Lippen und arbeitete am besten mit einem aufgeladenen Gesamtgewicht von 2,5 kg. Eine Erhöhung der Gewichte verursachte eine Verschlechterung des Vortriebs! Wodurch diese Verschlechterung bedingt ist, hat Stocks leider nicht näher ausgeführt, jedoch kann man sich vorstellen, dass die Gleichmäßigkeit des Antriebs darunter leidet.
Der durchschnittliche Arbeitsgang ermöglichte 120 Umdrehungen des Kupferrohres pro Minute. [162] Auch diesmal zeigte sich, dass die Verwendung trockenen Sandes wesentlich effektiver war. [163] Die Drehbewegung der Außenseiten der Kupferröhre erzeugte das typische Bild eines konischen Loches und eines konischen Kerns, der oben breiter und nach unten hin fortschreitend schmäler wird. Der Kern konnte als ganzes Stück mit Hilfe sich verjüngender „Skalpelle“ herausgebrochen werden. Das Ergebnis war eine Kernbohrung, wie man sie aus dem Alten Ägypten kennt. Das betrifft besonders die horizontalen Rillen, die sowohl am Kern als auch im Loch mit diesem Experiment entstanden sind. [164]
Stocks schätzt, dass die Arbeiten von erfahrenen altägyptischen Arbeitern sogar in der Hälfte der Zeit durchgeführt werden konnten. [165] Kein Werkzeug ging während der Bohrung kaputt oder mußte provisorisch repariert werden. Lediglich der Bogen mußte nach 18 Stunden neu gespannt werden. Insgesamt wurden für ein 6 cm tiefes Loch 20 Stunden benötigt. [166] Dabei verlor die Kupferröhre durch Abnutzung 9 cm an Länge, was 22,4 cm3 oder 200g ausmacht. Dafür wurden 104 cm3 oder 280g Stein erbohrt. Die 120 Umdrehungen/min erbrachten 5,2 cm3 Vortrieb/h. [167]
Dieses Experiment wurde – wie gesagt – durch drei Arbeiter durchgeführt, die keinerlei weitere Hilfsmittel verwendet haben. [168] Arnold nimmt dagegen zusätzliche „maschinenartige Einrichtungen“ an. [169] In der Tat wird man sich gerade für die Massenproduktion, sagen wir beispielsweise für die Abaki eines Pyramidentempels, Holzgestelle vorstellen können, die dem Bohrer eine exakte Führung bieten. Ob damit die Vorbarbeiten mit dem Feuerstein wegfallen, sei dahingestellt. Dass dies jedoch einen Vorteil bringt, kann man auch an einer einfachen Bohrmaschine feststellen. Ein tragbares Holzgestellt lässt sich leicht in kurzer Zeit über alle Werkstücke plazieren.
Fazit
Abb. 19: In der Funktion nicht mehr bestimmbare Bohrung in Rosengranit auf dem Basaltpflaster des Pyramidentempels des Königs Neussere in Abusir.
Der Befund an den Löchern und Kernen weist auf Werkzeuge und Hilfsmittel, die den Ägyptern in beliebiger Menge zur Verfügung standen. Die praktischen Versuche durch Stocks haben gezeigt, dass Kernbohrungen mit diesen Hilfsmitteln möglich sind, und auf welche Weise dies möglich ist. Experimente, die zu keinem Loch führten, sind mir nicht bekannt. Die Proponenten der Edelsteinlösung konnten auch bis heute kein Experiment mit negativem Erfolg vorweisen. Dass Kupfer/Bronze mit Quarzsand ein wesentliches Merkmal des Befundes ist, kann man nicht anders erklären und hat man nicht anders erklärt, da der Befund der Bohrungen nicht in einem einzigen Aufsatz oder Buch, das alternative Lösungen favorisiert, überhaupt nur erwähnt wurde. Die trotzdem vorgebrachten Argumente, z.B. man könne Quarz nicht mit Quarz bearbeiten, sind sachlich doppelt falsch, weil es tatsächlich geht und weil man gar keinen Quarz sondern geringfügig quarzhaltiges Gestein zu erbohren hat. Um zum theoretischen Nichterfolg zu gelangen, wurden hier einige Bedingungen auf den Kopf gestellt oder ganz ausgelassen. Ich kenne kein einziges Argument, das wirklich gegen die traditionelle Kupfer/Bronze-Technik angeführt werden könnte!
Angenommen eine Pyramidenanlage des Alten Reiches hätte über 100 Bohrungen verfügt. [170] Das ist weit mehr als man nachweisen kann. Unter den gegebenen Voraussetzungen, dass Stocks 20 Stunden für ein 6 cm tiefes Loch benötigt hat, und dass – wie auch Stocks hervorgehoben hat – ein geübter ägyptischer Arbeiter doppelt so schnell bohren könnte, wären selbst unter widrigsten Bedingungen in wenigen Monaten alle Bohrarbeiten von einem Fachmann und – sagen wir – einem Hilfsarbeiter sicher erledigt gewesen. Da man entsprechend mehr als ein Bohrkommando wird annehmen können, wird es nur ein Bruchteil davon sein. Das propagierte Zeitproblem [171] existiert überhaupt nicht.
Bereits besprochen aber tatsächlich höchst bemerkenswert ist der Umstand, dass man das „Schneidematerial“ bzw. den „Schmirgel“ außerhalb Ägyptens suchen wollte, bzw., dass Diamanten oder Korund als „Schneidematerial“ vorausgesetzt wurden. Hier ist es nicht nur die Geschichte dieser Materialien, die diese Lösung kategorisch ausschließt, sondern vor allem der Befund und die notwendige Menge! Es ist nicht möglich, dass sich eine solche Menge an „Schneidematerialien“ nicht einmal mehr an einem einzigen Splitter nachweisen ließe und es ist ebenso unmöglich, dass eine solche Importmenge in keinem einzigen Fall Erwähnung gefunden hat. Nicht einmal der Umstand, dass man allein im Rosengranit-Steinbruch bei Assuan 220000 m3 Hartgestein abgebaut hat [172], und nichts weiter als Dolerithämmer und entsprechende Bearbeitungsspuren gefunden hat [173], ist den Edelsteinproponenten irgendwie sonderbar erschienen. Aber damit fängt das ganze Problem erst an: Hätte man – wie es gesagt wurde – nur mit Diamanten Hartgestein bearbeiten können, dann müßte das auch für Sägen und Polieren gelten – inkl. aller Hartgesteinstatuen und Hartgesteinvasen. So hätte man ein Diamantproblem geschaffen, das wesentlich größer ist als es das Kernbohrungsproblem jemals war! Und das gleiche gilt für importierten Schmirgel/Korund.
Zum Schluß möchte ich auf die Homepage Rock Properties von Archae Solenhofen verweisen, der sich intensiv mit Metallen und Steinen aus dem Alten Ägypten beschäftigt. Diese Seite handelt nicht direkt von Kernbohrungen, aber viele Details, die in unserem Zusammenhang bedeutsam sind, werden dort noch weit ausführlicher besprochen als das hier möglich war. Weiterhin findet man bei Ancient Egyptian Quarries von James A. Harrell and V. Max Brown vom Department of Earth, Ecological and Environmental Sciences der University of Toledo, eine Menge herausragender Farbabbildungen zu allen möglichen Gesteinen.
Anmerkungen
[1] vgl. Gassmann 1987
[2] vgl. Stocks 1986, S. 25; s.u.
[3] Stocks 1999, S. 750
[4] Unterscheidung weitgehend nach Drenkhahn 1975, Sp. 845f.
[5] Baines 1994, S. 72; 90 Anm. 5
[6] Quibell & Green 1902, S. 17f., Pl. LXII: Hier wurde übrigens zweifelsfrei das Haus eines Handwerkers entdeckt, der beruflich Bohrungen ausgeführt hat!
[7] so Borchardt 1897, S. 107 mit Abbildung.
[8] dazu bes. Stocks 1989
[9] z.B. Lauer 1962, S. 234-236; Arnold 1994, Stichwort „Bohrer, Säge, Steinbearbeitung“, S. 42f.
[10] Hannig 1995, S. 530
[11] z.B. Haase 1995, S. 13; Gassmann in: Sasse & Haase 1997, S. 218
[12] ebd.
[13] Für Korund, Diamant, Rubin oder Saphir zuletzt: Haase 1998, S. 160-163
[14] Stocks 1993, S. 598
[15] vgl. Arnold 1996
[16] Zur Herstellung von Steinsarkophagen jetzt ein für allemal Stocks 1999
[17] Petrie 1990, S. 77
[18] Stocks 1986, S. 25
[19] Hinweis schon bei Hölscher 1912, S. 79; Clarke & Engelbach 1930, S. 202
[20] Petrie 1990, S. 77
[21] Dazu bes. Lucas & Harris 1962, S. 406-428
[22] vgl. Stocks 1993, S. 596f. Das gilt ebenfalls für den Befund in Mesopotamien – die Methoden waren identisch!
[23] beispielsweise ein Gefäß aus Syenit aus der Zeit des Chasechmui; Quibell 1900, Pl. XXXVI; vgl. auch Klemm 1992, S. 320f.
[24] Stocks 1993, S. 749; für ein schönes Beispiel eines Keulenkopfes aus dem Neolithikum vgl. z.B. Wildung et.al. 1996, S. 28f., Kat.-Nr. 19
[25] Aston et.al. 2000, S. 28. Zuber 1956 hat in 36 Stunden allein mit Feuerstein einen Granitkopf herausgearbeitet!
[26] z.B. Firth 1935, S. 124ff., Pl. 93
[27] Petrie 1892, S. 35, Pl. XXXI; ders. 1910, Pl. XX
[28] vgl. Arnold 1992, S. 266
[29] Hölscher 1912, S. 43 m. Abb. 26; vgl. auch Arnold 1994, S. 70; ders. 1992, S. 124f.
[30] ebd.
[31] ebd., S. 45 m. Abb. 29-30. Auch hier sind noch die Bruchstellen des Kerns eingezeichnet!
[32] Petrie 1990, S. 74
[33] Petrie 1917, S. 44-45
[34] Dazu Lucas & Harris 1962, S. 70
[35] Petrie 1938, S. 32
[36] Gassmann 1987, bes. S. 8-9
[37] Zitat aus: Sasse & Haase 1997, S. 218 von Horst-Detlef Gassmann.
[38] Gassmann 1987, S. 8
[39] Valbelle 1997, S. 51, 56
[40] Sasse & Haase 1997, S. 218; so ebenfalls bei Gassmann 1987, S. 8
[41] ebd., S. 9, Abb. 5; Sasse & Haase 1997, S. 219
[42] Gassmann 1987, S. 8
[43] Petrie 1990
[44] Petrie 1917, S. 44, Pl. LII-66
[45] ebd., S. 44f, Pl. LII-59., ders. 1990, S. 75-77, Pl. XIII
[46] Lucas & Harris 1962, S. 71
[47] Petrie 1997, S. 45, Pl. LII-61
[48] ebd., S. 45, auch schon in ders. 1990, S. 75, wo die Schnitte in den Quarzanteilen sogar tiefer sind als im Feldspat!
[49] Petrie 1997, S. 45, Pl. LII-59
[50] ebd., S. 45, Pl. LII-45
[51] Borchardt 1907, S. 142, Abb. 122
[52] Borchardt 1905, S. 44; ders. 1910, Bd. I, S. 36-38
[53] ebd., S. 37
[54] ebd., S. 37, Abb. 33
[55] ebd., S. 58-59, Abb. 69-73; S. 65, Abb. 82
[56] Hölscher 1912, S. 78
[57] ebd., Blatt XIV-9
[58] ebd., S. 78, Anm. 1
[59] Firth & Quibell 1935, S. 129, II, Pl. 94-5
[60] später von Lauer 1962, S. 195, Anm. 3 auch so beschrieben.
[61] Lucas & Harris 1962, S. 74
[62] ebd., S. 69
[63] Lauer 1962, S. 195
[64] Labrousse & Moussa 1996, Pl. VIa-b
[65] Labrousse et al. 1977, S. 27-29, Pl. XII-D
[66] ebd., S. 24
[67] Labrousse & Lauer 2000, Bd. II, S. 29, Fig. 58a-b, Pl. 20 und 21 für zwei weitere Löcher.
[68] ebd., Bd. I, S. 52
[69] Ricke 1965, S. 14 & Abb. 9
[70] Arnold 1991, S. 286, Anm. 65
[71] Hölscher, nach Arnold, ebd.
[72] Reisner 1931, S. 86
[73] ebd., S. 180
[74] ebd., S. 118
[75] Jéquier 1928, S. 9-10, Fig. 4
[76] Jéquier 1933, S. 43, Fig. 23
[77] Beschreibung der Blöcke bei Edgar 1910, S. 280-283
[78] Hannig 1995, S. 534
[79] Hölscher 1912, S. 78
[80] vgl. Stocks 1986, S. 24f.
[81] Gassmann 1987, S. 8
[82] Hölscher 1912, S. 78f.
[83] Gassmann, in: Sasse & Haase 1997, S. 218
[84] Lucas & Harris 1962, S. 71f.
[85] ebd., S. 72
[86 ] ebd., S. 70
[87] Aston et al. 2000, S. 50
[88] ebd., S. 30
[89] Lucas & Harris 1962, S. 62-63, 418-419; Klemm 1992, S. 283-303
[90] Klemm 1992, S. 287
[91] ebd., S. 300
[92] ebd., S. 324
[93] Lucas & Harris 1962, S. 63
[94] oberägyptische Tempel bestehen i.d.R. komplett aus Sandstein, vgl. auch Aston et al. 2000, S. 55f.
[95] Klemm 1992, S. 225f.
[96] ebd., S. 260
[97] ebd., S. 227
[98] ebd., S. 261
[99] für die komplexe Nomenklatur der Petrologie vgl. Klemm 1992; Aston et al. 2000: S. 20-21. Die in der Ägyptologie gebräuchlichen Bezeichungen sind nicht selten unzutreffend. Bei den Graniten weniger, aber doch häufiger bei Basalten, Siltsteinen oder Grauwacke gibt es Bestimmungsschwierigkeiten, vgl. Klemm 1992, S. 22
[100] Haase 1995, S. 14
[101] Gassmann 1987
[102] ebd., S. 9 mit Abb. 6
[103] Haase 1995, S. 14
[104] Lucas & Harris 1962, S. 71 mit Fußnoten.
[105] Neben dem Rückgang der Kernbohrungen im Neuen Reich ist auch die Änderung der entsprechenden Hieroglyphe zu beobachten, vgl. Stocks 1993, S. 598
[106] Hölscher 1912, S. 78
[107] Gassmann 1987, S. 10, Abbildungen
[108] Muhly 1999, S. 525
[109] dazu sehr ausführlich Ogden 2000, S. 149-161, bes. hier S. 151; Lucas & Harris 1992, S. 199-217
[110] Muhly 1999., S. 522
[111] Lucas & Harris 1962, S. 208f.
[112] Ogden 2000, S. 149
[113] ebd.
[114] ebd., S. 156
[115] es handelt sich um den ältesten Nachweis dieser Technik, ebd.
[116] Emery 1949, S. 20-57
[117] Borchardt 1910, S. 78, vgl. auch S. 29
[118] ebd., S. 78
[119] ebd.
[120] Ogden 2000, S. 159; Lucas & Harris 1962, S. 215f.; Stocks 1986, S. 25, s.u.
[121] Ogden 2000, S. 157; Emery 1949
[122] Ogden 2000, S. 158
[123] ebd., S. 159, Lucas & Harris, S. 216
[124] Stocks 1993, S. 749
[125] vgl. Ogden 2000, S. 153f.; Klemm 1998, S. 247-249
[126] Haase 2000, S. 195 m. Anm. 347
[127] Ogden 2000, S. 154
[128] Lucas & Harris 1962, S. 217
[129] http://www.geocities.com/unforbidden\_geology/rock\_properties.htm
[130] Lucas & Harris 1962, S. 482-485
[131] Ogden 2000, S. 171
[132] Lucas & Harris 1962, S. 214
[133] ebd., S. 216
[134] ebd., S. 42f. und S. 73
[135] Hölscher 1912, S. 78, Anm. 1
[136] nach Lucas & Harris, S. 72f.
[137] Gassmann 1987, S. 10
[138] Neuburger 1919, S. 400-404
[139] Lucas & Harris 1962, S. 73
[140] ebd.
[141] Klemm 1992, S. 324
[142] Arnold 1991, S. 265
[143] dazu generell die Arbeiten von Stocks.
[144] Brunner 1990, S. 547
[145] dafür generell Stocks.
[146] Gassmann in: Sasse & Haase 1997, S. 218
[147] Haase 2000, S. 193-196, schließt sich inzwischen wohl weitgehend der ägyptologischen Lösung an, fordert aber noch immer – wie in allen vorhergehenden Schriften dazu – eine „experimentelle Bestätigung der genauen Konstruktionsweisen und effizienten Handhabungen der alten Werkzeuge“. Diese gibt es in Gestalt der Arbeiten von Denys Stocks schon seit 1986 in beinahe regelmäßig erscheinenden Veröffentlichungen! Praktische Versuche mit Feuerstein hat Zuber bereits 1956 vorgenommen. Man kann noch nicht einmal konstantieren, daß die modernen Befürworter der Edelsteinlösung diese praktischen Versuche wenigstens theoretisch verwerfen, da sie diese gar nicht erwähnen!
[148] Clarke & Engelbach 1930, S. 203, Fig. 246
[149] weitere Darstellungen von Bohrungen mit Quellennachweis bei Stocks 1993, S. 598
[150] Stocks 1999, S. 25
[151] ebd., S. 25
[152] ebd., S. 27
[153] Klemm 1992, S. 324
[154] Stocks 1999, S. 29
[155] Stocks 1993, S. 600
[156] ebd.
[157] Stocks 1999, S. 918
[158] ebd., S. 921
[159] Stocks 2001, S. 89. Die Experimente wurden von NOVA unter Mitwirkung von Mark Lehner aufgezeichnet und im amerikanischen Fernsehen gesendet.
[160] ebd., S. 92
[161] Eigene Versuche hat auch mein Freund und Kollege Frank Dörnenburg durchgeführt, wobei just dieses Problem auftrat!
[162] Stocks 2001, S. 92f.
[163] ebd., S. 93
[164] ebd.
[165] ebd., S. 94
[166] Angaben nach Stocks 2001, S. 92. Tabelle 2
[167] Arnold 1991, S. 265, berichtet von Versuchen durch Gorelick und Gwinnet, die Stocks Ergebnissen bezüglich der Rillenentstehung durch Quarzsand widersprechen. Besonders die jüngsten Arbeiten von Stocks räumen jedoch jeden Zweifel aus dem Weg, nach dem Quarzsand keine Rillen ergeben sollte, was ja schon vom ganzen Vorgang her gar nicht möglich wäre!
[168] Stocks 2001, S. 91. Fig. 2
[169] Arnold 1994, S. 43
[170] Bei Sahure scheinen mir besonders viele nachweisbar. 44 Säulen insgesamt, die jeweils darunter in Bohrlöchern verankert wurden, vgl. Borchardt 1910, S. 10, Abb. 5; Clarke & Engelbach 1930, S. 132 m. Fig. 139., dazu kämen eine Reihe von Türdurchgängen mit jeweils 2 bis 3 Bohrungen.
[171] Sasse & Haase 1997, S. 217f.
[172] Röder 1965/66, S. 550
[173] ebd.; Klemm 1992, S. 308ff. m. Abbildungen
Abbildungsverzeichnis
[1], [2], [3], [4] Rainer Lorenz
[5] Petrie 1917: Pl. LII-61
[6] Petrie 1917: Pl. LII-59
[7] Petrie 1917: Pl. LII
[8] Hölscher 1912: Blatt XIV-4
[9] Rainer Lorenz
[10] Frank Dörnenburg
[11] Hölscher 1912: Blatt XIV-8
[12] Hölscher 1912: Blatt XIV-9
[13], [14], [15], [16] Rainer Lorenz
[17] Clarke & Engelbach 1930: S. 203, Fig. 246
[18], [19] Rainer Lorenz
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