Thomas Ritter beschreibt die historischen Hintergründe der Siebenschläfer-Legende. Könnte diese aus prä-astronautischer Sicht interpretiert werden?
PaläoSETI in Mythen und Kulten
Der 27. Juni gilt als Siebenschläfertag und ist ein wichtiges Datum im bäuerlichen Wetterkalender. An diesem Tag, so heißt es, entscheidet sich das Wetter der kommenden Wochen:
„Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, dann regnet’s sieben Wochen.“
Diese Wetterregel hat eine hohe Genauigkeit: In 80\% der Jahre trifft sie für Süddeutschland, in gut zwei Drittel aller Sommer für den Norden zu.
Kaum bekannt ist heute jedoch die Tatsache, dass die Benennung dieses Tages ihren Ursprung in einer vorderasiatischen Legende hat, die auch unter den Gesichtspunkten der PaläoSETI-These von Belang ist. Dieser Legende zufolge waren die Siebenschläfer sieben Brüder, die als welche während der Zeit der Christenverfolgungen sich als Anhänger des verfemten neuen Glaubens vor ihren Häschern in einer Höhle verbargen, und dort und erst Jahrhunderte später wieder erwachten.
Betrachten wir den historisch dokumentierten Hintergrund der Legende. Der römische Kaiser Decius (Regierungszeit von 249-251) war im 3. Jh. nach Ephesus (Kleinasien) gekommen, ließ dort einen Tempel errichten und verlangte, daß der dort verehrten Gottheit gebührend geopfert werde. Maximianus, Malchus, Marcianus, Dionysius, Johannes, Serapion und Konstantinus, die späteren „Sieben Schläfer“, gehörten zur Oberschicht von Ephesus. Da sie Christen waren und als solche nicht den alten Göttern opferten, fürchteten sie die Bestrafung durch ihren Kaiser.
Daher zogen sie sich auf den Berg Celion (heute Panayir Dagh) zurück und verbargen sich in einer Höhle. Reihum verkleidete sich einer von ihnen in einen Bettler und schlich nach Ephesus, wo er für sich und die Gefährten Nahrung und Informationen beschaffte. Als Malchus in die Stadt kam, erfuhr er von der Rückkehr des Kaisers. Er eilte zum Versteck zurück und berichtete. Noch einmal aßen sie gemeinsam zu Abend, ehe sie sich zur Ruhe legten, da sie sich in dem Versteck sicher wähnten.
Durch Verrat hatte Imperator Decius jedoch inzwischen erfahren, wo und warum sich die sieben jungen Männer versteckt hielten. Wütend über ihre Flucht ließ der Kaiser den Eingang der Höhle.
Nach zwei Jahrhunderten, im Jahr 448, wurde die Mauer von einem Hirten entdeckt und eingerissen, wovon die Siebenschläfer erwachten. Nichtsahnend schickten die erneut ihren Gefährten Malchus nach Ephesus, wo der jedoch die gesamte Umgebung verändert vorfand. Da er mit alten Goldmünzen aus der Zeit des Kaisers Decius seine Einkäufe zahlen wollte, wurde er als Falschmünzer verhaftet. Weder ihn selbst noch seine Verwandten kannte man mehr, kaum noch den auf der Münze abgebildeten Kaiser Decius.
Malchus wurde zum Verhör in die Kirche des Hl. Johannes geführt. Später begab er sich mit einem Priester zur Klärung des Sachverhaltes zu der Höhle, bei der seine Freunde auf ihn warteten. Hier fand sich neben den Erwachten noch ein Schriftstück, mit zwei silbernen Siegeln versiegelt, das die Maurer dereinst dort niedergelegt hatten und welches die Wahrheit über die Siebenschläfer bewies.
Das Wunder teilte man dem Kaiser Theodosius (Regierungszeit 408-450) mit, der darauf hin von Konstantinopel nach Ephesus reiste. Als er bei den Siebenschläfern angekommen war, so sollen deren Gesichter wie die Sonne gestrahlt haben. Einer von ihnen, Maximianus, sagte dem Kaiser:
„Wie das Kind im Leib der Mutter liegt, keinen Schaden empfindet und lebt, so waren auch wir am Leben; wir lagen da, schliefen und spürten nichts.“
In seinem Werk ‚Die heilige Welt‘ schreibt Theodosius II. sogar, dass er die sieben Freunde einzeln segnete, sie auch berührte und sich von ihrer Lebendigkeit überzeugte. Später sollen sie wieder in einen tiefen Schlaf gefallen sein, aus dem es diesmal jedoch kein Erwachen gab. Über ihrem gemeinsamen Grab wurde eine Basilika errichtet. Der Ort avancierte zu einer wichtigen christlichen Wallfahrtsstätte, die bis in 15.jahrhundert von zahllosen Pilgern und Reisenden besucht wurde. Meine Darstellung folgt der Siebenschläferlegende in de Voragine’s ‚Legenda Aurea‘. Die Legende machte im Westen besonders Gregor von Tours (6.Jh.) bekannt. Innerhalb der Kirche gab es Streit um die Lehre von der Auferstehung, deren Richtigkeit diese Legende unterstreichen sollte. Die Höhle ist heute eine Christen wie Muslimen heilige Stätte, denn die Legende wird auch in der 18. Sure des Korans erwähnt.
Von sieben Schläfern berichtet darüber hinaus auch eine von den Gebrüdern Grimm mitgeteilte dee Sage:
„In ganz deland weiß man folgende wunderbare Begebenheit: An der äußersten Meeresküste liegt unter einem ragenden Felsen eine Höhle, in der, man kann nicht mehr sagen seit welcher Zeit, lange her sieben Männer schlafen; ihre Leiber bleiben unverwest, ihre Kleider verschleißen nicht, und das Volk verehrt sie hoch. Der Tracht nach scheinen sie Römer zu sein. Einen reizte die Begierde, daß er der Schläfer einem das Gewand ausziehen wollte; alsbald erdorrten ihm die Arme, und die Leute erschraken so, daß niemand näher zu treten wagte. Die Vorsehung bewahrt sie zu einem heiligen Zweck auf, und dereinst sollen sie vielleicht aufstehen und den heidnischen Völkern die heilige Lehre verkündigen.“
Die Siebenschläferlegende ist aus mehreren Gründen für die PaläoSETI-Forschung interessant. Zunächst ist da einmal die historisch erwiesene Zeitverschiebung, welche die sieben Freunde während ihres Schlafes ausgesetzt waren. Ein Anhaltspunktspunkt dafür ist die Zeitspanne, welche zwischen den Regierungszeiten der beiden Kaiser Decius (249 – 251) und Theodosius II. (408 – 450). Zwischen dem Amtsantritt der Kaiser liegen 159 Jahre, zwischen den Todestagen 201 Jahre. Die Lebensspanne der 7 Betroffenen wurde also weit über den menschlichen Lebenszyklus hinaus gedehnt. Dennoch behielten sie nach den Berichten aber ihre Jugend.
Eine solche Zeitverschiebung ist uns heute lediglich von der theoretischen Möglichkeit eines relativistischen Raumfluges her bekannt. Über die Ursache der Zeitverschiebung kann nur spekuliert werden. Aus antiken Überlieferungen ist jedoch bekannt, dass die Astronautengötter auch im antiken Griechenland aktiv gewesen sind. Es mag sein, dass die 7 Freunde in der Höhle in den Wirkungsbereich einer extraterrestrischen Technologie gerieten, welche den Tiefschlaf und die Zeitverschiebung verursachte. Jedoch lässt sich die natur offensichtlich nicht so einfach betrügen, wie der relativ rasche Tod der Siebenschläfer beweist, der nur wenige Wochen nach ihrem Erwachen eintrat.
Die Adaption der Legende im Koran und auch in den deen Sagen belegt wiederum, dass die Mythologie unserer Sagenwelt nicht nur auf der Phantasie unserer Ahnen, sondern auf Erinnerungen an konkrete Ereignisse beruht. Unter diesem Blickwinkel gewinnt die Bedeutung antiker religiöser Überlieferungen und Legenden eine hochaktuelle Bedeutung als Beleg für die Anwesenheit fremder Intelligenzen auf unserer Erde in historisch fassbarer Zeit.
Literaturverzeichnis
de Voragine (1994): Legenda Aurea. Paris: Edition Bellisane
Gebrüder Grimm (1942): dee Sagen. Breslau
Hitit Colour (1995): Jungfrau Maria. Istanbul