1912 wurde in einer amerikanischen Zeitschrift ein Artikel über Atlantis und den Ursprungs der menschlichen Zivilisation veröffentlicht. Der Autor: Paul Schliemann, ein vermeintlicher Enkel Heinrich Schliemann. Der Inhalt: Das Testament des Troja-Entdeckers und die Entdeckung von Atlantis.

Die Story

… gehört zu den besonders geheimnisvollen und skurrilen Hinterlassenschaften der Atlantisforschung des vergangenen Jahrhunderts. Kein Wunder, dass wir auch in diesem Fall Egerton Sykes „Fingerabdrücke“ wiederfinden, dem wir die Überlieferung dieses zeitgeschichtliche Dokuments verdanken. Im Rahmen des Research-Projekts ‚WANTED: Egerton Sykes‘ stellen wir jetzt dieses Testament, seine Geschichte – und ein gänzlich unbekanntes Mitglied der Familie Schliemann vor.

1. Ein mysteriöses Dokument

Am 20. Oktober 1912, mehr als zwanzig Jahre nach dem Tod des berühmten Archäologen und Troja-Entdeckers Heinrich Schliemann, veröffentlichte die US-Zeitschrift New York American einen erstaunlichen Bericht unter der Überschrift ‚How I found Atlantis‘ (‚Wie ich Atlantis entdeckte, den Ursprung jeglicher Kultur‘). Im Untertitel wurde ein Paul Schliemann genannt, der sich als Enkel Heinrich Schliemanns bezeichnete. Weiter stand hier, Heinrich Schliemann habe wenige Tage vor seinem Tod einem Vertrauten einen versiegelten Umschlag übergeben, auf dem zu lesen war:

„Nur von einem Mitglied meiner Familie zu öffnen, das ernstlich schwört, sein ganzes Leben den darin umrissenen Forschungen zu widmen …“ [1]

Auf seinem Sterbelager habe er dann eine weitere Nachricht verfasst, die folgendermaßen lautete:

„Vertrauliche Mitteilung zum versiegelten Umschlag: Zerbrich die eulenköpfige Vase. Gib auf den Inhalt acht. Er betrifft Atlantis. Erforsche den Osten der Tempelruinen von Sais und den Friedhof im Chacuna-Tal. Wichtig. Es beweist das System. Die Nacht kommt. Leb wohl.“ [2]

Paul, sein angeblicher Enkel, leistete vor Treuhändern den verpflichtenden Eid und holte den Umschlag von der Bank in Frankreich ab, der nach seinen Angaben neben Fotos und Dokumenten ein umfangreiches Testament des Altertumsforschers und ein weiteres Schreiben des alten Schliemann enthielt:

„Ich bin zu der Schlussfolgerung gekommen, daß Atlantis nicht nur ein großes Territorium zwischen Amerika und den Westküsten Afrikas und Europas war, sondern die Wiege unserer gesamten Kultur. In dem beigefügten Material sind Urkunden, Notizen und Ausarbeitungen zu finden, und alle jene Beweise, die meiner Meinung nach in Frage kommen. In der Bank von Frankreich ist ein besonderes Konto angelegt, dem Überbringer der beigefügten Quittung zur Verfügung stehen wird, die Summe dürfte zur Bestreitung der Forschungskosten ausreichen. Der Allmächtige möge diese wichtige Arbeit beschirmen.“ [3]

Den vollständigen Wortlaut des Testaments, das im New York American nur in Auszügen abgedruckt wurde, publizierte Egerton Sykes dann später in seiner Zeitschrift ‚Atlantis‘ [4]. „Sykes war bestürzt, weil Paul Schliemann so ziellose und unvollständige Forschungen anstellte, nachdem er seines Großvaters Atlantis-Testament gelesen hatte“, bemerkt Ebon dazu. Wenig seriös wirkt auch die Bemerkung, mit der Paul Schliemann seinen Beitrag für den New York American abschließt: „Wenn ich alles sagen würde, was ich weiß, wäre das Geheimnis zerstört.“ [5]

2. Hat Paul Schliemann wirklich existiert?

Was ist von diesem Mann zu halten, der sich als Enkelsohn Heinrich Schliemanns bezeichnete? Mit dem Autor und „Sykes-Biographen“ Martin Ebon müssen wir uns bezüglich Schliemanns Testament die Frage stellen: „Was sollen wir (…) aus diesem bemerkenswerten, aber eindeutig seltsamen Schriftstück machen? Berücksichtigt man die Quelle und die Tatsache, daß in der Zwischenzeit keine weitere Dokumentation auftauchte, so kann man fast an einen Schabernack glauben.“

Andere Autoren zogen allerdings auch umgekehrte Schlüsse aus der Tatsache, dass es keine weiteren Veröffentlichungen dazu gab. So konnte z.B. Eugen Georg in seinem 1930 erschienenen Buch ‚Verschollene Kulturen‘ nur staunend feststellen, dass „seither, bis auf den heutigen Tag, die gesamte Presse diese Angelegenheit totgeschwiegen hat.“ [6]

Alexander Bessmertny griff das Thema zwei Jahre später in seinem Buch ‚Atlantis Rätsel‘ wieder auf. Zu seinen diesbezüglichen Recherchen hatte auch ein Brief gehört, den er an Prof. Wilhelm Dörpfeld, einen langjährigen Mitarbeiter Heinrich Schliemanns, schickte. Dörpfeld hatte ihm geantwortet:

„Meines Wissens hat sich Heinrich Schliemann niemals sehr eingehend mit der Frage Atlantis befaßt. Ich habe nie eine Andeutung über solche Arbeiten gehört, obwohl ich von 1882 bis zu seinem Tod 1890 sein enger Mitarbeiter war. Aber Schlieman sprach manchmal von Atlantis und ich halte es für möglich, daß er einige Notizen zu dieser Frage zusammenstellte.“ [7]

1949 erschien dann in der Zeitschrift für freies Geistesleben, ‚DIE KOMMENDEN‘, ein Atlantis-Artikel unter der Überschrift ‚Die eulenköpfige Vase‘. Darin greift M. J. Krück von Poturzyn den „Fall Schliemann“ wieder auf, liefert aber scheinbar nur die bekannte Zusammenfassung des vorgeblichen Testaments aus dem New York American. [8]

Neben der Frage nach der Authentizität ihrer Heinrich Schliemann betreffenden Aussagen, muss aber auch ernsthaft geprüft werden, ob es sich bei der Person, die 1912 in dem erwähnten Artikels des New York American zitiert wurde, tatsächlich um einen Enkel Heinrich Schliemanns gehandelt hat. Sykes war jedenfalls der Auffassung, Paul Schliemann habe wirklich existiert und sei authentisch:

„Ein britischer Forscher, Mitchell Hedges, der den berühmten Kristallschädel in der Karibik fand, soll laut Sykes den jungen Schliemann in New York kennen gelernt haben, wo er auf einer kleinen, im Stadthafen liegenden Yacht wohnte. Paul Schliemann sei während des Ersten Weltkriegs verschwunden, um in die dee Armee einzutreten, und im Lauf des Krieges gestorben. Sykes rechnet auf Grund der vorhandenen biographischen Daten aus, er müsse, als der Artikel erschien, etwa achtundzwanzig Jahre alt gewesen sein.“ [9]

Martin Ebon hat dazu vor der Veröffentlichung von ‚Atlantis – The New Evidences‘ im Jahre 1977 einige Erkundigungen eingezogen und sich mit dem privaten Lebenslauf Heinrich Schliemanns beschäftigt:

„Der vieltalentierte, hart arbeitende Finanzmann und Archäologe Heinrich Schliemann heiratete zweimal, erst in Rußland, dann in Griechenland. Die erste Ehe in St. Petersburg mit Katharina dauerte von 1852 bis 1868. Die Ehe war von Anfang an nicht gut. Aus ihr ging 1855 ein Sohn namens Sergej hervor, danach kamen zwei Töchter namens Natalja und Nadeshda. Die Schliemanns trennten sich schließlich und ließen sich scheiden, während Heinrich in Indianapolis, Indiana wohnte. Von hier aus korrespondierte er mit dem Erzbischof von Griechenland und bat ihn um eine passende griechische Gefährtin. Am 24. September 1869 heiratete er die siebzehnjährige Sophia Engastromenos (Schliemann war damals 47); sie hatten einen Sohn namens Agamemnon, geboren 1878, und eine Tochter Andromache, geboren 1871.“ [10]

Ebon unterstellt Sykes nun eine Fehleinschätzung, weil dieser geschrieben habe, „Paul Schliemann sei mit einer Frau verheiratet gewesen, die später einen führenden griechischen Staatsmann ehelichte; das ist ein Irrtum. Es war Agamemnon Schliemann, der eine junge Schauspielerin namens Nadine heiratete, deren zweiter Ehemann der spätere Premier Konstantin Tsaldaris war. In den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren hatte ich wiederholt Gelegenheit, Mr. und Mrs. Tsaldaris in Athen zu sehen, als er Premier war.“ [11]

Sykes scheinbarer Irrtum wird jedoch verständlich, wenn man weiß, dass er von einer „Personalunion“ ausgeht. Es habe sich bei Agamemnon und Paul Schliemann um die gleiche Person gehandelt, Agamemnon habe sich lediglich vorübergehend eines Kunstnamens bedient: „Er (Sykes, d.V.) hat einen noch lebenden Freund, der ihn persönlich kannte und er glaubt, daß er sich eher des Namens Paul bediente als daß er sich Agamemnon nannte, solange er in den Staaten war. Sykes meint Paul Schliemann sei im Ersten Weltkrieg bei der deen Armee gestorben. Interessant ist, daß Paul und seine Yacht etwa eine Woche nach Veröffentlichung seines Artikels verschwanden.“ [12] Dabei bleibt allerdings die Frage offen, weshalb Agamemnon/Paul in New York als ENKEL, und nicht als SOHN Heinrich Schliemanns auftrat…

Agamemnon und Nadine Schliemann ließen sich jedenfalls nachweislich nach einer kinderlosen Ehe scheiden,

„die griechische Schliemann-Linie endete mit Agamemnon in dem Land, dem Heinrich Schliemanns leidenschaftliche Aufmerksamkeit während der produktivsten Periode seines Lebens gegolten hatte. Hatte Sergej Schliemann, der russische Sohn Heinrichs, einen Sohn namens Paul? Führende Biographen wie die deen Ernst Meyer und Emil Ludwig erwähnen keinen solchen Abkömmling. Auch das dee Archäologische Institut in Athen, das die umfangreichsten Archive hat, kennt keinen Paul Schliemann. Im Sommer 1976 nahm ich mit namhaften griechischen Historikern in Athen Kontakt auf, und auch sie wußten nichts von der Existenz eines Paul Schliemann. Heinrich Schliemanns Briefe (herausgegeben von Ernst Meyer)(…) enthalten keinerlei Hinweis auf einen solchen Enkelsohn, auch nicht, um genau zu sein, auf Atlantis.

Heinrich Schliemanns erste Ehe mit Katharina hatte eine solche Entfremdung und derartige Zwistigkeiten zur Folge, daß Heinrich seinem Sohn verbot, ihm Briefe in russischer Sprache zu schreiben. Er hatte mit seiner russischen Familie fast vollständig gebrochen. Professor George Korres, Mitglied der Philosophischen Fakultät der Universität Athen, ist die wohl führende Schliemann-Autorität des modernen Griechenland, und er sagt: ‚Ich habe den Namen Paul Schliemann zwar gehört, wenn auch sehr flüchtig. Es gibt keine Geburts- oder Todesdaten von ihm, keine Briefe von ihm oder solche, die auf ihn Bezug nehmen und die ich kennen würde. Offen gesagt, ich zweifle daran, daß er je existiert hat.'“ [13]

Die einzige, indirekte Nachfahrin Heinrich Schliemanns, die in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – als Ebon für sein Buch recherchierte – noch lebte, war Mrs. Lilian Melas, „die lebhafte, weißhaarige Witwe von Schliemanns Enkelsohn Leno. (…) Mrs. Melas sagte mir, sie hätte sicher etwas von einem Paul Schliemann gewußt, hätte ein solcher Enkelsohn wirklich existiert. Sie meint, er sei eine ‚personnage imaginaire‘ der Familiengeschichte.“ [14]

Egerton Sykes blieb trotzdem dabei, dass Paul Schliemann existiert habe. Bei aller Skepsis, die Sykes, trotz seiner typischen Toleranz gegenüber den Ergebnissen anderer Atlantisforscher, bezüglich der Arbeit Paul Schliemanns an den Tag legte, lieferte er ein nicht unwichtiges Argument für die Authentizität dieser Person:

„Es ist schwer zu verstehen, warum wir in den dazwischenliegenden Jahren weder eine Bestätigung, noch ein Dementi von Anwälten, Bankiers, und anderen erhielten, die mit der Testamentsvollstreckung Heinrich Schliemanns befaßt waren. Jedes Fehlen von negativen Beweisen scheint die Genauigkeit der der Geschichte zu bestätigen.“ [15]

Vermutlich werden noch eingehende Recherchen zum Leben von Agamemnon Schliemann notwendig werden, um Sykes These von seiner Identität mit Paul Schliemann entweder zu bestätigen, oder zu widerlegen.

3. Paul Schliemanns Forschungen

Auch hier sind wir auf die Angaben Ebons angewiesen.

„Paul fand in den Sammlungen seines Großvaters eine eulenköpfige Vase, zerbrach sie und erhielt ein weißes Metallviereck [16] einige mit Figurenzeichnungen und in phönizischer Schrift die Worte: ‚ausgestellt im Tempel der Transparenten Mauern‘. (…) Paul reiste dann durch Mexiko, in andere Gebiete Zentralamerikas und nach Peru. Im Chucuna-Tal fand er andere eulenköpfige Vasen in einem Friedhof, ohne Medaillen, aber mit vermutlich ‚erstaunlichen‘ Inschriften. In der Pyramide von Teotihuacán (in Mexiko, d.V.) gab es Medaillen ohne Inschriften. Sykes meinte, diese könnten eine Art Quittungen für Opfergaben gewesen sein.“ [17]

Weiter heißt es dazu bei Ebon:

„Paul Schliemann erklärte, er habe ‚klare Beweise auf die Lage der Stadt der Goldenen Tore und zwei eindeutige Berichte über den Tempel der Transparenten Mauern‘. Er überlegte, ob das Wort „transparent“ nur symbolisch gemeint war und ob wirklich ein Bau mit transparenten Mauern existiert hatte. Die Antwort auf diese Frage wußte er nicht, doch gab er an, er könne beweisen, daß die Phönizier die Kunst des Glasmachens von den Leuten gelernt hätten, die jenseits der Säulen des Herkules lebten. Der betreffende Artikel in der britischen Wochenzeitung ‚Weekly Budget‘ (17.November 1912) schloß mit den, wie Sykes sagte, ‚meistdisputierten Texten der ganzen Geschichte atlantischer Forschung‘, dem sogenannten ‚Troano Codex‘ (…) und auf eine Inschrift [18], die angeblich an einer Tempelwand in Lhasa, Tibet, etwa im Jahr 2000 v. Chr. in chaldäischer Sprache angebracht worden sein.“ [19]

Im Codex Troanus der Maya, vermutlich etwa um 1500 v. Chr. entstanden, wird unter anderem eine kataklysmische Katastrophe geschildert, die das mythische Land Mu vernichtet haben soll:

„Im 6. Jahre Kau, am 11. Muluk im Monat Zac, fanden schrecklich gehobene Erdbeben statt, die ohne Unterbrechung bis zum 13. Chuen andauerten, das Land von Mu war das Opfer; es wurde zwei mal emporgehoben, und plötzlich war es über Nacht verschwunden: das Meer wurde fortwährend durch vulkanische Gewalten aufgewühlt. (…) Unfähig, den gewaltigen Zuckungen gegenüber stand zu halten, versanken sie mit ihren 64 Millionen Einwohnern 8060 Jahre vor der Abfassung dieses Buches.“ [20]

Die Tempelinschrift in Lhasa soll besagt haben:

„Als der Stern Bal fiel auf den Platz, wo jetzt nur See und Himmel sind, da bebten die sieben Städte mit den Goldenen Toren, und ihr Transparenter Tempel bebte und schüttelte sich wie die Blätter eines Baumes im Sturm. Und siehe da, eine Flut von Rauch und Feuer stieg von den Palästen auf. Angst und Schreie der Menge füllten die Luft. Sie suchten Zuflucht in ihren Tempeln und Städten. Und der Weise Mu, der Priester von Ra-Mu, stand auf und sprach zu ihnen: ‚Sagte ich das nicht alles voraus?‘ Und die Frauen und Männer mit ihren kostbaren Edelsteinen und glänzenden Gewändern lamentierten: ‚Mu, rette uns!‘ Und Mu erwiederte: ‚Ihr werdet sterben zusammen mit euren Sklaven und euren Reichtümern, und aus eurer Asche werden neue Nationen entstehen. Wenn sie vergessen, daß sie überlegen sind, nicht wegen dem , was sie an sich hängen, sondern wegen dem, was sie von sich geben, so wird das gleiche Los sie befallen.‘ Flammen und Rauch erstickten die Worte des Mu. Das Land und die Bewohner wurden in Stücke gerissen und in wenigen Monaten von den Tiefen verschluckt.“ [21]

Insgesamt sechs Jahre lang soll Paul Schliemann im Sinne seines Großvaters geforscht und gegraben haben.

„Er glaubte die Beweise alle erbracht, gab zunächst nur Einzelheiten als Proben an und versprach, ein Buch dazu zu veröffentlichen. Dieses Buch ist nie erschienen und Paul Schliemann selbst ist kurze Zeit darauf spurlos verschwunden.“ [22]

Sykes bewertete Paul Schliemanns Arbeiten, wie schon erwähnt, mit einer gesunden Skepsis. Andererseits war er fair genug, zuzugeben,

„Paul Schliemann habe die ersten Berichte über den Tempel der Transparenten Mauern und die Stadt der Goldenen Tore; ersterer sei in Bimini zu finden, die letztere in der Nähe von Santa Maria auf den Azoren. Er bemerkt auch, daß der junge Schliemann die eulenköpfigen Vasen zu beiden Seiten des Ozeans gefunden habe, und er meint, Paul Schliemann habe vielleicht mit seinen Schlußfolgerungen nicht recht, doch er habe sicherlich die Atlantisforschung neu in Schwung gebracht.“ [23]

4. Das Testament des Heinrich Schliemann

Vollständige Fassung nach Egerton Sykes und Martin Ebon in der Rück-Übersetzung aus dem Englischen durch Leni Sobez. [24]

Hinweis: Der nachfolgende Text enthält kursiv gedruckte Anmerkungen von Sykes und Beier. Sykes‘ Anmerkungen beziehen sich auf den englischsprachigen Text der „Originaldokumente“, die zum Teil im Oktober 1912 in der Zeitschrift New York American veröffentlicht wurden. Die Anmerkungen von Beier betreffen die desprachige Fassung nach Ebon.

Heinrich Schliemann - 1874

Abb. 1: Heinrich Schliemann – 1874

1. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass das untergegangene Atlantis nicht nur ein großes Territorium zwischen Amerika und der Westküste von Afrika und Europa war, sondern die Wiege unserer Zivilisation. Unter den Wissenschaftlern gab es darüber viele Diskussionen. Eine Gruppe behauptet, die Überlieferung von Atlantis sei reine Fiktion, die sich auf die bruchstückhaften Berichte von einer Sintflut etliche tausend Jahre vor der christlichen Ära stützt. Andere erklären die Überlieferung für ganz und gar geschichtlich, wenn sich auch kein absoluter Beweis erbringen lässt.

2. Bei dem anliegenden Material sind Berichte zu finden, für die Beweise in meinem Geist existieren. Wer immer diese Mission auf sich nimmt, ist nur verpflichtet, meine Forschungen weiterzuführen und einen endgültigen Bericht abzugeben unter Benützung des Materials, das ich hiermit zurücklasse, mir aber den mir zukommenden Teil dieser Entdeckungen zuzugestehen. In der Bank von Frankreich ist ein spezielles Depot errichtet. Die Summe ist auszuzahlen an den Überbringer der beigeschlossenen Quittung, und sie müsste die Kosten der Forschung decken. Der Allmächtige möge ihm bei seinen Bemühungen beistehen.

3. 1875 grub ich die Ruinen von Troja bei Hissarlik aus und entdeckte in der zweiten Stadt den berühmten Schatz des Priamus. (Lateinische Schreibweise des Namens in der Heyne-Ausgabe von 1978! d. V.) Unter diesen Schätzen fand ich eine seltsame Bronzevase von beträchtlicher Größe. Darinnen waren einige Stücke Töpferei, verschiedene kleine Bilder aus seltsamen (Fehler so bei Ebon/Heyne!, d. V.) Metall, Münzen aus dem gleichen Metall und Gegenstände, die aus versteinerten Knochen hergestellt waren. Einige dieser Gegenstände und die Bronzevase waren graviert mit einem Satz in phönizischen Hieroglyphen. Er heißt: Vom König Chronos von Atlantis.

4. Ihr, die ihr dieses lest, könnt Euch meine Aufregung vorstellen (vermutl. unkorrekte Interpretation Singul./Plural bei der Übersetzung durch Sobez, d.V.)! Hier war der erste, der aller erste materielle Beweis dieses großen Kontinents, dessen Legende in der ganzen Welt seit undenklichen Zeiten lebendig ist. Ich hielt dieses Material geheim, da ich es zur Grundlage neuer Nachforschungen zu machen gedachte, die sich, wie ich denke, als viel wichtiger herausgestellt hätten als die Entdeckung von hundert Trojas.

5. 1883 fand ich im Louvre eine Sammlung von Gegenständen, die in Tihuanaco in Zentralamerika ausgegraben worden waren. (Dies war offenbar ein Schreibfehler; entweder es war Tihuanaco in Südamerika, oder Teotihuacan in Zentralamerika. Ist ersteres korrekt, so wäre dies das früheste wahrscheinliche Bindeglied zwischen der Kultur vom Titicacasee und Atlantis.) Unter ihnen entdeckte ich Töpfereien von genau dem gleichen Material und denselben Formen, und Gegenstände aus versteinerten Knochen, die Linie für Linie denjenigen glichen, die ich in der Bronzevase aus den Schätzen des Priamos (Griechische Schreibweise des Namens in der Heyne-Ausgabe von 1978! d. V.) gefunden hatte! Diese Ähnlichkeit kann kein Zufall sein! Form und Ausschmückung waren dafür zu einfach. Es liegt außerhalb der Möglichkeiten des Zufalls, dass zwei Künstler in so weit auseinander liegenden Ländern wie Zentralamerika und Kreta (ein offensichtlicher Schreibfehler; hier müsste es Kleinasien heißen, und jene Kritiker der Geschichte, die sich an dem ersten stoßen, mögen ihn wohl übersehen haben) zwei Vasen, und ich erwähne nur einen der Gegenstände, mit genau der gleichen Form und Größe machen, die beide merkwürdige Eulenköpfe haben, welche bei beiden Vasen auf die genau gleiche Art angeordnet sind.

6. Die zentralamerikanischen Vasen trugen keine phönizischen Schriftzeichen, überhaupt keine Schrift irgendeiner Art. Ich eilte weg, um meine eigenen Gegenstände zu überprüfen, und überzeugte mich durch Tests und erschöpfende Untersuchungen, dass die Inschriften von anderen Händen gemacht worden waren, nachdem die Gegenstände selbst hergestellt wurden.

7. Ich sicherte Stücke dieser gleichartigen Dinge von Tiahuanaco (hier gilt wieder die vorige Bemerkung wegen eines Schreibfehlers) und unterwarf sie chemischen und mikroskopischen Analysen. Diese Tests bewiesen schlüssig, dass sowohl die zentralamerikanischen Vasen wie auch die von Troja aus dem gleichen merkwürdigen Lehm hergestellt waren, und später erfuhr ich absolut sicher, dass es diesen Lehm weder im alten Phönizien noch in Zentralamerika gibt.

8. Die Metallgegenstände ließ ich analysieren, da ich nicht erkennen konnte, aus welchem Material sie bestanden. Das Metall war anders als jedes, das ich je gesehen habe. Die chemische Analyse erwies, dass dieses Material aus Platin, Aluminium und Kupfer war, eine Legierung, die noch nie vorher bei Altertumsfunden entdeckt worden war und noch heute unbekannt ist.

9. Gegenstände also, die absolut gleichartig sind und eine zweifellos gemeinsame Quelle haben wurden in so weit voneinander getrennten Gebieten gefunden. Diese Gegenstände sind nicht phönizisch, mykenisch und nicht aus Zentralamerika. Welcher Schluss ergibt sich daraus? Dass sie beide von einem gemeinsamen Zentrum an diese zwei Plätze kamen. Die Inschrift auf den Objekten gab dieses Zentrum an – Atlantis.

10. Dass diese Gegenstände große Verehrung genossen, geht klar daraus hervor, dass sie sich im Schatz des Priamos (siehe oben, d.V.) befunden hatten, und auch aus dem besonderen Behältnis, in dem sie gefunden wurden. Ihr Charakter ließ bei mir keinen Zweifel aufkommen, dass sie Gegenstände heiliger Zeremonien waren und aus dem gleichen Tempel kamen.

11. Diese außerordentliche Entdeckung und meine nachlassende Gesundheit veranlassten mich, meine Ermittlungen schneller voranzutreiben. Im Museum von St. Petersburg fand ich eine der ältesten existierenden Papyrusrollen. Sie war geschrieben unter der Regierung des Pharao Sent (Senedi) in der Zweiten Dynastie, gegen 4571 v. Chr. Er enthielt eine Beschreibung wie der Pharao eine Expedition in den Westen zusammenstellte und ausschickte, die Spuren des Landes Atlantis suchen sollte, von woher vor 3350 Jahren die Vorfahren der Ägypter kamen und alle Weisheiten ihres Geburtslandes mit sich brachten. Ein anderer Papyrus im gleichen Museum, von Manetho geschrieben, bezieht sich auf einen Zeitraum von 13900 Jahren des Bestehens der Sagen von Atlantis. Dieser Papyrus stellt dies an den Anfang der ägyptischen Geschichte, der etwa 16000 Jahre zurückliegt.

12. Eine Inschrift, die ich am Löwentor in Mykene auf Kreta (dies müsste Griechenland heißen) ausgrub, erwähnt, dass Misor, von dem der Inschrift entsprechend die Ägypter abstammen, das Kind von Taaut oder Thot war, des Gottes der Geschichte, und Taaut sei der emigrierte Sohn ‚eines Priesters von Atlantis‘ gewesen, der sich in eine Tochter des Königs Chronos verliebt habe, entkommen sei und nach vielen Wanderungen in Ägypten landete. Er hat den ersten Tempel in Sais gebaut, und hier lehrte er die Weisheiten seines Geburtslandes. Diese volle Inschrift ist überaus wichtig, und ich habe sie geheim gehalten. Du wirst sie in den Papieren finden.

13. Eine der Tafeln meiner trojanischen Ausgrabungen beschreibt auch eine medizinische Behandlung ägyptischer Priester, denn durch viele Jahrhunderte bestand eine Verbindung zwischen Kreta (hier müsste es Kleinasien heißen) und Ägypten. Es ging um die Entfernung des grauen Stars aus einem Auge und eines Geschwürs in den Eingeweiden durch Operation. In einem spanischen Manuskript in Berlin habe ich fast die gleiche Formel gelesen; dessen Schreiber bekam sie von einem Aztekenpriester in Mexiko, und dieser Priester hatte sie aus einem alten Maya-Manuskript.

14. Als ich meine Schlussfolgerungen zog, musste ich feststellen, dass weder die Ägypter noch die Mayas, von denen die Zivilisation in Zentralamerika ausging, große Seefahrer waren. Sie hatten keine Schiffe, den Atlantik zu überqueren, und sie taten es auch nicht. Und doch sind Leben und Zivilisation der Ägypter und Mayas einander so perfekt ähnlich, dass an einen Zufall hier nicht zu denken ist. In der Natur oder in der Geschichte gibt es keine solchen Zufälle. Die einzige Möglichkeit ist die, wie die Legende sagt, dass es hier einen großen Kontinent gab, der die so genannte Neue Welt mit der Alten Welt verband. Vielleicht waren damals Europa und Amerika von Ungeheuern bewohnt. Afrika hatte möglicherweise eine affenartige Negerrasse (sic!, d.V.) Der Mensch in unserem Sinn hat sie nicht überrannt. Aber da gab es ein Land, in dem die Zivilisation so hoch war wie die unsere, wenn nicht vielleicht noch höher, und dieses Land blühte. Die Außenbezirke waren der Rand der Wildnis. Das war Atlantis. Von Atlantis aus wurden in Ägypten und Zentralamerika Kolonien errichtet.

15. Die Religion der Ägypter war vorwiegend eine Sonnenverehrung. Ra war der Sonnengott der Ägypter. Die Religion der Mayas in Zentralamerika war ebenso eine Sonnenreligion. Ra-Na war der Gott der alten Peruaner!

16. Meine langen archäologischen Studien verschiedener Nationen haben bewiesen, dass alle Spuren ihrer frühesten Kindheit und ersten Reife aufweisen. Aber es ist mir nicht gelungen, ein rohes oder wildes Ägypten zu finden, oder eine grobe, barbarische Mayarasse. Beide Nationen waren schon in ihren frühesten Perioden reif, geschickt, stark und weise. Ich habe nie eine Zeit gefunden, in der sie nicht die Fähigkeiten gehabt hätten, ihre Arbeiten zu organisieren, Kanäle zu graben, Straßen, Pyramiden, und Tempel zu bauen, die Felder zu bewässern; und es gab nie eine Zeit, da sie nichts wussten von Medizin, Astronomie und den Grundsätzen einer hoch organisierten Regierung. Wie die Mayas, so hatten auch die Ägypter die Einehe, und Städte und Tempel bauten sie im gleichen Stil Sie hatten ein technisches Wissen und eine Geschicklichkeit, die unseren zeitgenössischen Ingenieuren ein Rätsel ist. Weder die Ägypter noch die Mayas waren eine schwarze Rasse, sie waren gelb. Beide Nationen hatten Sklaven und eine Intellektuellenklasse, aber die Beziehungen zwischen den Klassen waren herzlich und menschlich. Die Grundlagen ihrer Regierungsweise waren die gleichen.

17. Lepsius fand die gleichen heiligen Symbole in den Zeremonien der Ägypter wie denen der Peruaner. Le Plongeon, der große französische Archäologe (Le Plongeon war französischer Abkunft, aber gegen Ende seines Lebens amerikanischer Staatsbürger) entdeckte in Chichen Itzá in Yukatan die Figur eines Gottes, der klumpfüßig war und alle Attribute des großen Gottes Toth der Ägypter aufwies.

18. Bei den ägyptischen und amerikanischen Pyramiden war die Außenseite mit einer dicken Lage glatten, glänzenden Zements von solcher Stärke bedeckt, wie ihn unsere heutigen Baufachleute nicht herstellen können. Alexander von Humboldt (der dee Forscher in Zentral- und Südamerika, 1769-1859) war der Meinung, die Pyramide von Choula sei vom gleichen Typ wie der Tempel des Jupiter in Belus.

19. Sowohl in Amerika als auch in Ägypten waren die Pyramiden im gleichen Stil erbaut. Auf beiden Seiten des Atlantik habe ich die Pyramiden so vorgefunden, dass ihre vier Seiten astronomisch wie die vier Arme des Kreuzes angelegt waren und in dieselbe Richtung wiesen. Bei beiden liegt die Linie durch den Mittelpunkt auf dem astronomischen Meridian. Die Konstruktion mit Treppen und Stufen ist die gleiche, und in beiden Fällen sind die größeren Pyramiden der Sonne geweiht.

5. Das Testament: Original oder Fälschung?

Wer das ‚Testament des Heinrich Schliemann‘ gelesen hat, wird vermutlich ebenfalls der Meinung sein, dass wir es hier mit einem sehr ungewöhnlichen Dokument der Zeitgeschichte zu tun haben: Entweder handelt es sich hier um das geradezu sensationelle Zeugnis einer vertuschten und (fast) vergessenen Hinterlassenschaft des wohl populärsten „Amateurarchäologen“ der Welt: Heinrich Schliemann – oder um eine der am besten eingefädelten und am überzeugendsten durchgezogenen Fälschungen in der Geschichte der Atlantisforschung des 20. Jahrhunderts!

Analyse und Bewertung des Textes dieses „Testaments“ werden u.a. dadurch erschwert, dass uns hier nicht der eigentliche Originaltext (die Existenz einer handschriftlichen Urschrift wird in keiner Quelle erwähnt) vorliegt, sondern eine Fassung, die mehrfach in andere Sprachen übersetzt wurde. Das handschriftliche Original ist – wenn es von H. Schliemann stammt – vermutlich zunächst in de abgefasst worden (auch das ist nicht sicher, da Heinrich Schliemann mehrere Sprachen beherrschte). In diesem Fall muss für die Publikation in den USA eine Übersetzung ins Englische erfolgt sein. Aber durch wen? Durch „Paul“ Schliemann? Durch einen Mitarbeiter des New York American? Oder durch eine andere Person?

Sollte eine Fälschung vorliegen, so wurde der Text vermutlich in Englisch verfasst. Die Erstveröffentlichung erfolgte in einer New Yorker Zeitung, in deren räumlicher Nähe ein potentieller „Betrüger“ zu vermuten wäre. Da sich im Oktober 1912 nach derzeitiger Quellenlage [25] mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Person, die als Paul Schliemann auftrat, in New York aufhielt, dürfen wir davon ausgehen, dass diese Person das Urmanuskript – gleich in welcher – Sprache an den New York American weitergab.

Diese englische Fassung der gesamten Dokumente, die dem New York American vorgelegen haben müssen, scheint auch Egerton Sykes zur Verfügung gestanden zu haben. (leider liegt derzeit noch kein Material über die Diskussionen vor, die Anfang der 20er Jahre über die Authentizität des Testaments unter Atlantologen geführt wurde.)

Als Heyne die deutschsprachige Ausgabe von Ebons ‚Atlantis – The new Evidences‘ in Angriff nahm, dessen Manuskript u.a. ‚Schliemanns Testament‘ enthält, musste ins deutsche (rück)übersetzt werden.

Es erscheint mir daher fraglich, ob bei einem derart veränderten Text – auch durch Fachleute – noch vergleichende Sprachanalysen mit anderen, deutschsprachigen Texten H. Schliemanns möglich sind. Über einen solchen, exakten Vergleich mit zweifelsfreien Originaldokumenten ließen sich anhand des persönlichen Schreibstils und anderer sprachlicher Charakteristika recht sichere Aussagen machen.

So aber ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich, die Quelle aller Fehler und Ungereimtheiten im Text des Testaments in der vorliegenden Fassung zu ermitteln. Zudem fehlt beim derzeitigen Forschungsstand noch jedes Anzeichen dafür, woher Sykes diese vollständige Fassung überhaupt bekommen hat.

Analytische Ansatzpunkte könnte die Frage bieten, ob der Text nachweisliche INHALTLICHE Widersprüche, z.B. zu Heinrich Schliemanns beruflichen und privaten Grundauffassungen (sofern historisch belegt), aufweist. Enthält er etwa Hinweise darauf, dass ein archäologischer Laie (Forschungsstand des späten 19. Jahrhunderts!), und nicht ein erfahrener Archäologe das ‚Testament‘ verfasst hat?

Folgende Kernfragen stellen sich hier bei einer weiteren ‚atlanto-kriminologischen‘ Untersuchung von Schliemanns Testament:

Woher stammten Sykes Informationen und sein Quellenmaterial? Verfügt die Edgar Cayce Foundation über die entsprechenden Unterlagen aus Sykes Nachlass? Was lässt sich über Agamemnon Schliemanns weiteres Leben nach seiner Scheidung von Elena ermitteln? Wann ist er gestorben? Besteht die Möglichkeit, dass er 1912 tatsächlich nach New York gereist ist, um sich dort als „Paul Schliemann“ auszugeben? Gibt es inhaltliche Widersprüche im „Testament“ zwischen Heinrich Schliemanns fachlichem Wissensstand sowie seinen persönlichen Auffassungen und den Aussagen im Testament? Gibt es objektive Widersprüche zwischen den Aussagen im Testament und Schliemanns Vita, oder anderen belegbaren Tatsachen? Kann er z.B. 1883 den Louvre in Paris besucht haben? Gibt es am Löwentor in Mykene eine Inschrift, die Misor, den Sohn des Taaut, erwähnt? Lässt sich der Englische Originaltext der Veröffentlichung im New York American von 1912 noch ermitteln? Gibt es noch andere als die bisher bekannten Quellen zum „Fall Paul Schliemann“? Gibt es irgendwo Spuren der „Eulenköpfigen Vasen“, oder der anderen Artefakte, die in Schliemanns Testament erwähnt werden?

WANTED: Egerton Sykes

Wer war Egerton Sykes – und was hat er herausgefunden?

Egerton Sykes und seine Familie
Abb. 2: Egerton Sykes und seine Familie

Das sind zwei Fragen, die – zumindest im desprachigen Raum – derzeit wohl niemand erschöpfend beantworten kann. Obwohl wir es bei Sykes vermutlich mit einer der schillerndsten Persönlichkeiten der internationalen Atlantisforschung des 20. Jahrhunderts zu tun haben, weiß hierzulande selbst in „Fachkreisen“ kaum jemand etwas über ihn. Dabei gibt es einige Anzeichen dafür, dass der Donnelly-Schüler im Laufe seines langen Forscherlebens einige Schleier bereits kurz gelüftet hatte, die uns heute erneut eine klare Sicht auf das historische Atlantis verwehren.

Im Bereich der grenzwissenschaftlichen „Laienforschung“ sind leider immer wieder wertvolle, und mühsam im Laufe eines langen Lebens erworbene Erkenntnisse mit dem Tod der betreffenden Forscher/innen verloren gegangen. Im Gegensatz zu Berufswissenschaftlern, deren Veröffentlichungen zumeist professionell archiviert werden, publizieren Privatgelehrte häufig nur Artikel in ‚Szenemedien‘ mit Kleinstauflagen, die sich in keine Universitätsbibliothek verirren. Das gleiche gilt auch für ihre Buchveröffentlichungen.

Schon wenige Jahre später ist der schriftliche Nachlass des Verstorbenen dann vielleicht schon in einem feuchten Keller verschimmelt, auf die Müllkippe gewandert, oder in einem Ofen verfeuert worden. Wenn erst zwei bis drei Jahrzehnte ins Land gegangen sind, leben auch keine Freunde, Verwandte oder Kollegen mehr, die etwas über den Menschen und seine Forschungen berichten könnten. Nach dem Forscher sind nun quasi auch seine Forschungsergebnisse verschieden …

Im Fall des Egerton Sykes besteht jetzt noch eine Chance, sein Lebenswerk, wenigstens in wichtigen Teilen, für weitere Untersuchungen erschließen zu können. Erstens scheint sich die Edgar Cayce Foundation in den USA um seinen Nachlass zu kümmern, und zweitens scheint Mr. Sykes eine so beeindruckende, kompetente und liebenswürdige Erscheinung gewesen zu sein, dass er bei seinen vielen Reisen und Aktivitäten ganz einfach Spuren hinterlassen haben muss!

Die wenigen Informationen, über die wir bisher verfügen, stammen vorwiegend aus einer einzigen Quelle, nämlich vom Fach-Autor Martin Ebon aus den USA. Nach dessen schriftlichen Angaben sowie mit Material der Edgar Cayce Foundation wurde von Bernhard Beier ein RESEARCH-Projekt unter forum.grenzwissen.de erstellt. Die dort zu findenden Basic Files erhalten sämtliche bis jetzt erhältliche Informationen zu Egerton Sykes und seiner Arbeit, auf deren Grundlage nun eine weitläufige Recherche beginnen kann.

Was können SIE tun? Falls Sie bereits über Infos zu Egerton Sykes und seinen Forschungsergebnissen verfügen, dann geben Sie diese an das Projekt-Team weiter! Sie können durch eigene, aktive (Web)Recherchen zu diesem RESEARCH beitragen, um herauszubekommen, wer noch etwas über Egerton Sykes weiß!

Die Ergebnisse der gemeinsamen Suche können Sie im forum.grenzwissen.de mitverfolgen und kommentieren! Hier können Sie auch Ihre Meinung bezüglich Sykes‘ Theorien abgeben und mit anderen zum Thema diskutieren! Das selbe gilt auch für die Themenbereiche Tuatha De Danann und Amazonen! Was wissen SIE über diese geheimnisvollen Völker? Könnte es sich bei ihnen tatsächlich um Nachfahren der Atlanter gehandelt haben?

Anmerkungen

[1] Ebon 1978, S. 76
[2] ebd., S. 77
[3] Kaminski 1997, S. 187
[4] Sykes 1952
[5] de Camp 1977, S. 56
[6] Kaminski 1997, S. 189
[7] Ebon 1978, S. 82
[8] Kaminski 1997, Seite 186
[9] Ebon 1978, S. 85
[10] ebd., S. 85
[11] ebd., S. 86
[12] ebd., S. 87
[13] ebd., S. 85f.
[14] ebd., S. 87
[15] ebd., S. 85
[16]

nach L. Sprague de Camp (1977, S. 56) soll es sich hier um „einige viereckige Münzen einer Platin-Aluminium-Silber Legierung und eine Metallplatte mit der phönizischen Inschrift ‚aus dem Tempel der durchsichtigen Mauern'“ gehandelt haben.

[17] Ebon 1978, S. 83
[18]

Bei de Camp (1977, S. 56) ist hier von „einem 4000 Jahre alten, chaldäischen Manuskript“ die Rede, „daß in einem Buddhistentempel zu Lhasa in Tibet aufbewahrt werde“.

[19] Ebon 1978, S. 83
[20] Kaminski 1997, S. 57
[21] Ebon 1978, S. 83
[22] Kaminski 1997, S. 189
[23] Ebon 1978, S. 85
[24] Sykes 1952 nach, Ebon, 1978

[25] Ebon 1978, S. 76

Abbildungen

Alle Abbildungen: Archiv Bernhard Beier


Literatur

de Camp, Lyon Sprague (1977): Versunkene Kontinente. Heyne

Ebon, Martin (1978): Atlantis – Neue Beweise. Heyne

Kaminski, Heinz (1997): Atlantis – die Realität. Bettendorf

Sykes, Egerton (1952): Atlantis. Bd.4 (Nr.5 Januar 1952)