Kamen am 11. August 3114 v. Chr. die Götter auf die Erde [1], und werden sie am 24. Dezember 2012 wiederkehren? [2] Fragt sich Erich von Däniken spekulativ, bezug nehmend auf den Beginn und das vermeintliche Ende des berühmten Mayakalenders.

Gerade das Jahr 2012 wird in den Grenzwissenschaften gerne für die verschiedensten Thesen herangezogen, bis hin zu der Annahme einiger zweifelhafter Autoren, dann werde die Menschheit in neue spirituelle Sphären aufsteigen [3]. Doch wie sieht es aus, welche Wahrscheinlichkeit haben diese Thesen, auf welchen Fakten bauen sie auf?

Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich zuerst einmal mit dem Zahlensystem und dem Kalenderwesen der Maya auseinandersetzen. Im Gegensatz zu dem Dezimalsystem, das in Europa verwendet wurde (ursprünglich aber aus China und Indien stammt) und wird (also als Zählgrundlage die 10 verwendet), rechneten die Maya mit dem Vigesimalsystem, also der 20 als Basis [4].

Auch die Zahl Null war ihnen geläufig, vermutlich waren die Maya sogar das erste Volk weltweit, dass mit der Null operierte, wurde sie außerhalb Amerikas doch erst im 7. Jahrhundert als Einheit für „Nichts“ in Indien entwickelt [5]. Die Maya verwendeten 2 Kalender, der rituelle Kalender (Tzolkin) war auf 260 Tage angelegt und wurde durch Die Kombination von 20 Tagesnamen und 13 Tageszahlen vollendet (also 13 x 20) [6]. Zusätzlich fand ein ziviler Kalender Anwendung, der sich auf 18 langen Monaten von 20 Tagen Dauer und einem kurzen 5 Tage-Monat zusammensetzte (=365 Tage).

Die Maya datierten ihre Zeitrechnung mit den Angaben beider Kalender und diese Kombination ergab einen neuen Zyklus, die so genannte große Kalenderrunde. Durch die unterschiedlichen Längen der beiden Kalender betrug ein solcher Zyklus (die Kalenderrunde) 52 Sonnenjahre [7].

Dieses komplexe System wurde durch die lange Zählung komplettiert (es existierte auch eine kurze Zählung, die allerdings erst später auftauchte). Mit dieser langen Zählung wurden größere Zeiträume abgesteckt. Sie setzte sich aus 5 Perioden zusammen. Angefangen mit Baktun, Katun, Tun, Uinal und Kin (8). Doch der für uns eigentlich interessante Teil kommt erst jetzt.

Das Kalenderwesen der Maya beginnt an einem Nullpunkt. Auf unseren, Gregorianischen Kalender übertragen, setzt dieser Nullpunkt am 13. August 3114 v. Chr. an und teilt sich in 400jährige Perioden ein, von denen die 13. am 23.12.2012 endet [9].

Erich von Däniken merkte hierzu an, dass alle uns aus der alten Welt bekannten Kalender ein besonderes Datum für diesen Nullpunkt ansetzen, etwa die Geburt Christi in unserer Zeitrechnung. Also, fragt er weiter, was ereignete sich am 13. August 3114 v. Chr.? Seine Vermutung lautet: Die Ankunft der Außerirdischen [10].

Tatsächlich war dieses Datum für die Maya der Tag, an dem König „Vogel Jaguar“ den Thron bestieg. Neuesten Erkenntnissen zufolge sahen die Maya zu dieser Zeit den Tag der Schöpfung [11].

Dies lässt sich nun beim besten Willen nicht mit der These der PaläoSETI in Einklang bringen, schließlich wandelte der Mensch zu dieser Zeit schon seit zehntausenden von Jahren auf der Erde, also auch kein Spielraum für die von der PaläoSETI vermutete genetische Erschaffung des Menschen.

Und was ist mit dem Jahr 2012?

Nun, die oft aufgestellte Behauptung, an diesem Tag würde laut den Mayas die Welt untergehen, oder eine neue Schöpfung anbrechen oder ähnliches, lässt sich bei näherer Betrachtung nicht halten. So blickt eine der Inschriften Palenques zum Beispiel bis in das Jahr 4772 voraus, übrigens nach Ende eines weiteren Kalenderzyklus [12]. Von Weltuntergang also keine Spur. 2012 wird der Zyklus lediglich wieder von vorne beginnen und von 13 auf 0 umspringen.

Und was ist mit den Göttern?

Tatsächlich existiert eine Inschrift aus dem 7. Jahrhundert, die 2012 das Herabsteigen des Gottes Bolon Yokte vorhersagt. Die Inschrift stammt aus einem eher unbedeutenden Ort der Mayazeit namens Tortuguero [13].

Ist das also der Beweis?

Gibt es also doch begründete Hoffnung darauf, die Außerirdischen würden 2012 wiederkehren? Eher nicht. Zum einen ist Bolon Yokte einer der unbedeutenden Gottheiten der Maya gewesen, zum anderen war auch Tortuguero alles andere als eines der Zentren der Maya. Ein solch bedeutsames Ereignis wäre wohl im gesamten Mayaland bekannt gewesen und hätte auch nicht nur einen eher unwichtigen Gott betroffen. Davon einmal abgesehen, das auch ein Beweis dafür fehlt, das sich hinter irgendeinem der Maya-Götter Außerirdische verbergen.

Zum Abschluss soll noch einmal auf einige ganz besonders herben Fehler eines PaläoSETI-Autors hingewiesen werden. Paul Wiesner bezeichnet in seinem Buch nämlich den Dresdner Codex als Aztekenschrift und meint, der berühmte aztekische Sonnenstein aus Mexiko würde das Ende des Kalender am 24.12.2011 aufzeigen [14].

Das ist natürlich Unsinn, der Dresdner Codex ist eine Maya-Handschrift und der Sonnenstein hat mit dem Datum nichts zutun. Mit diesem scheint er das (angebliche) Ende des Mayakalenders zu meinen und hat sich hierbei auch noch um ein Jahr geirrt.

Anmerkungen

[1] Däniken, München (O. J.) S. 136
[2] z.B. http://www.stern.de/lifestyle/leute/:Was-…Erich-D\%E4niken-/546301.html
[3] Holey, Fichtenau 2000
[4] Longhena, Wiesbaden 2003 S. 64
[5] Fagan, München 2004 S. 248 f.
[6] Longhena, Wiesbaden 2003 S. 98
[7] Longhena, Wiesbaden 2003 S. 98-99
[8] Longhena, Wiesbaden 2003 S. 98
[9] Schele/ Freidel, Augsburg 1995 S. 71 ff.
[10] Däniken, München (O. J.) S. 135 f.
[11] Grube, 2004 S. 48
[12] Schele/ Freidel, Augsburg 1995 S. 512
[13] Grube, 2004 S. 50
[14] Wiesner, München 1997 S. 147


Literatur

Däniken, Erich von: Der Tag an dem die Götter kamen. München (O. J.)

Dopatka, Ulrich: Die große Erich von Däniken Enzyklopädie. Operhofen am Thunersee 2004

Fagan, Brian M.: Die 70 großen Erfindungen des Altertums. München 2004

Grube, Nikolai: Vorläufig kein Weltuntergang (in: Abenteuer Archäologie 1/2004)

Holey, Johannes: Bis zum Jahr 2012. Der Aufstieg der Menschheit. Fichtenau 2000

Longhena, Maria: Sprechende Steine. 200 Schriftzeichen der Maya – die Entschlüsselung ihrer Geheimnisse. Wiesbaden 2003

Schele, Linda/ Freidel, Davis: Die Unbekannte Welt der Maya. Das Geheimnis ihrer Kultur entschlüsselt. Augsburg 1995

Wiesner, Paul: Anweisungen aus dem Kosmos. München 1997